Eigentlich wollte ich das Folgende gestern schon hier reinstellen.
Dann tat ich es doch nicht.
Weil es mir - alter weißer Mann - umsonst, ja hoffnungslos erschien. Was kann man da schon machen, wenn mediennahe Teile der Generationen Y und Z (80/90/00-Jahrgänge) und ihre älteren Versteher heiß laufen und dann hohl drehen.
Aber heute morgen tu ich es - erst recht.
Ihr kennt die junge dünne schwarze Frau mit der Turmfrisur, die bei Bidens Amtsantritt fingerjonglierend ein Gedicht vorlas?
Amanda Gorman heißt sie. Danach gehypt bis in den siebten Himmel. A star was born.
Dann gibt es eine Holländerin namens Marieke Lucas Rijneveld, ein paar Jahre älter (29), Schriftstellerin, die letztes Jahr für ihren Debütroman "Was man sät" mit dem Man Booker Prize 2020 ausgezeichnet. Das ist der wichtigste britische Literaturpreis.
Und dann kamen beide zusammen, also zumindest ins Geschäft, weil Marieke Amandas Inaugurationsgedicht "The Hill we Climb" ins Niederländische übersetzen sollte. Amanda und ihr Team waren begeistert von dieser Wahl.
Aber die Freude war nur kurz:
Zitat:Weil sie "schockiert von dem Aufruhr" sei, gab Marieke Lucas Rijneveld auf Twitter bekannt, die niederländische Übersetzung von Amanda Gormans Inaugurationsgedicht "The Hill we Climb" jemand anderem zu überlassen. Rijneveld reagierte damit auf massive Kritik, die sich daran entzündete, dass sich Gorman für die Übersetzung jemanden ausgesucht hatte, der nicht schwarz ist (...)
Besonders die Formulierung des Verlags, man habe mit Rijneveld eine "Traum-Übersetzerin" gefunden, erzürnte etwa die schwarze Journalistin und Aktivistin Janice Deul, die den Protest mit einer Kolumne ausgelöst hatte. In der Zeitung De Volkskrant nannte sie die Wahl Rijnevelds "eine unverständliche Entscheidung". Gormans Arbeit und Leben seien geprägt von ihren Erfahrungen und ihrer Identität als schwarzer Frau.
Besonders die Formulierung des Verlags, man habe mit Rijneveld eine "Traum-Übersetzerin" gefunden, erzürnte etwa die schwarze Journalistin und Aktivistin Janice Deul, die den Protest mit einer Kolumne ausgelöst hatte. In der Zeitung De Volkskrant nannte sie die Wahl Rijnevelds "eine unverständliche Entscheidung". Gormans Arbeit und Leben seien geprägt von ihren Erfahrungen und ihrer Identität als schwarzer Frau.
Marieke Lucas Rijneveld sei eben weiß, nicht-binär und laut Deul ohne Erfahrung in schwarzer Spoken-Word-Kunst.
SZ
Marieke sei "erschüttert von der Kritik" gewesen, weil sie die Leute, die sich beleidigt fühlten, verstehe.
Hm ... oha ... warum assoziiere ich da etwas ganz Ungutes aus den 60-er Jahren ... die politisch eingeforderte öffentliche Selbstkritik unter Mao-Tse-tung? Muss ich mich jetzt für diese Assoziation schämen?
Oder gibt es da ein intrigantes Gerangel zwischen schwarzen Binären und weißen Nicht-Binären? Oder umgekehrt? Verqueer vs. rassistisch?
Wer kann das auseinanderpuzzeln?
Oder sind das wirklich doch ganz stinknormale Menschen ... die z.B. dem anderen nichts gönnen und tiefverwurzelte Vorurteile haben?
Oder spinnen die einfach?
CICERO meint: "Wer darf überhaupt noch was?"
Zitat:Die Auswüchse dessen, was man „Identitätspolitik“ nennt, nehmen täglich groteskere Ausmaße an. Positiv betrachtet, mag das ein Zeichen sein, dass die Sache zu kippen beginnt. Denn auch das Unverständnis über diese Auswüchse wächst – bis hin zu Orten in der Medienlandschaft, wo einen das noch überrascht: in taz, ZEIT oder Spiegel. CICERO
Kann man als aufatmen?