05.11.2016, 18:40
(05.11.2016, 18:22)bbuchsky schrieb: Aus gegebenem Anlaß (CSU-Parteitag) würde ich gerne mal versuchen, den völlig unbestimmten Begriff "Leitkultur", der von Konservativen so gern bemüht wird, und trotz fehlenden Inhalts geradezu identitätsbildend zu sein scheint, in einer offenen Debatte zu diskutieren.
Kultur ist immer im Wandel begriffen. "Leitkultur" ist das, was sich im Empfinden der Mehrheit durchsetzt, womit sie sich wohlfühlt, wenn sie damit umgeben ist. Wo jemand sich nicht fremd fühlt, wenn er damit umgeben ist. Das hat mit allem möglichem zu tun. Ob da Kirchen oder Moscheen stehen, ist nur ein Aspekt. Es hängt mit der Sprache zusammen, mit der Kleidung der Leute auf der Straße (die Leitkultur in der Bronx ist eine andere als in Manhattan), mit dem Essen. Ich habe mal im "Bauerntanz" (für Hausbootbewohner: ein Lokal in der Augsburger Altstadt) einen Japaner (?, jedenfalls ein Asiate, der weder Deutsch noch vernünftig Englisch sprach) beobachtet, wie er mit seinen Kässpätzle kämpfte und angewidert das Gesicht verzog, als der Käse Fäden zog. Offenbar hatte er eine "lokale Spezialität" bestellt, ohne zu wissen, was das ist. Er war der "Leitkultur" hierzulande also völlig fremd.
Dabei ist das ja gerade das Geile an Kässpatzen dass die im geschmolzenen Käse praktisch ersaufen.
Die CSU hängt da einem veralteten Weltbild an, dass ich in den 1950er Jahren verorten würde. Nazi? Nein, selbstverständlich nicht. Nur konservativ. Und christlich, was sich darin äußert, dass man sonntags in die Kirche geht (nicht freitags in die Moschee und was die Juden so machen, wissen wir besser erst gar nicht. Und welche Juden überhaupt?) und fünf Mark in den Klingelbeutel schmeißt. Das mit den fünf Mark weiß ich, weil ich jahrelang das Opfergeld einer katholischen Kirche gezählt habe. Vermutlich schmeißen sie heute 2 Euro fuffzig rein, das klimpert auch schöner.