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Normale Version: Die Deutsche "Leitkultur"- Debatte erwünscht!
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bbuchsky

Aus gegebenem Anlaß (CSU-Parteitag) würde ich gerne mal versuchen, den völlig unbestimmten Begriff "Leitkultur", der von Konservativen so gern bemüht wird, und trotz fehlenden Inhalts geradezu identitätsbildend zu sein scheint, in einer offenen Debatte zu diskutieren.

Bis jetzt ist es jedenfalls keinem gelungen, der sich hinter diesem Begriff versteckt, ihn mit Inhalt zu füllen, ohne sich komplett lächerlich zu machen.

Ich bin gespannt.....

PuK

(05.11.2016, 18:22)bbuchsky schrieb: [ -> ]Aus gegebenem Anlaß (CSU-Parteitag) würde ich gerne mal versuchen, den völlig unbestimmten Begriff "Leitkultur", der von Konservativen so gern bemüht wird, und trotz fehlenden Inhalts geradezu identitätsbildend zu sein scheint, in einer offenen Debatte zu diskutieren.

Kultur ist immer im Wandel begriffen. "Leitkultur" ist das, was sich im Empfinden der Mehrheit durchsetzt, womit sie sich wohlfühlt, wenn sie damit umgeben ist. Wo jemand sich nicht fremd fühlt, wenn er damit umgeben ist. Das hat mit allem möglichem zu tun. Ob da Kirchen oder Moscheen stehen, ist nur ein Aspekt. Es hängt mit der Sprache zusammen, mit der Kleidung der Leute auf der Straße (die Leitkultur in der Bronx ist eine andere als in Manhattan), mit dem Essen. Ich habe mal im "Bauerntanz" (für Hausbootbewohner: ein Lokal in der Augsburger Altstadt) einen Japaner (?, jedenfalls ein Asiate, der weder Deutsch noch vernünftig Englisch sprach) beobachtet, wie er mit seinen Kässpätzle kämpfte und angewidert das Gesicht verzog, als der Käse Fäden zog. Offenbar hatte er eine "lokale Spezialität" bestellt, ohne zu wissen, was das ist. Er war der "Leitkultur" hierzulande also völlig fremd.

Dabei ist das ja gerade das Geile an Kässpatzen dass die im geschmolzenen Käse praktisch ersaufen.

Die CSU hängt da einem veralteten Weltbild an, dass ich in den 1950er Jahren verorten würde. Nazi? Nein, selbstverständlich nicht. Nur konservativ. Und christlich, was sich darin äußert, dass man sonntags in die Kirche geht (nicht freitags in die Moschee und was die Juden so machen, wissen wir besser erst gar nicht. Und welche Juden überhaupt?) und fünf Mark in den Klingelbeutel schmeißt. Das mit den fünf Mark weiß ich, weil ich jahrelang das Opfergeld einer katholischen Kirche gezählt habe. Vermutlich schmeißen sie heute 2 Euro fuffzig rein, das klimpert auch schöner.

Manni Burgsmüller

Die Leitkultur orientiert sich an Werten, da hat jeder seine eigenen. Diese werden von Parteien definiert, die sie dann vertreten wollen.
Der Begriff wird oftmals dazu gebraucht, um daran zu erinnern, dass althergebrachtes bewahrt, bewährtes geschützt werden sollte. Ein guter Ansatz.

Kreti u. Plethi

(05.11.2016, 18:22)bbuchsky schrieb: [ -> ]Aus gegebenem Anlaß (CSU-Parteitag) würde ich gerne mal versuchen, den völlig unbestimmten Begriff "Leitkultur", der von Konservativen so gern bemüht wird, und trotz fehlenden Inhalts geradezu identitätsbildend zu sein scheint, in einer offenen Debatte zu diskutieren.

Bis jetzt ist es jedenfalls keinem gelungen, der sich hinter  diesem Begriff versteckt, ihn mit Inhalt zu füllen, ohne sich komplett lächerlich zu machen.

Ich bin gespannt.....

Die einzigen 2 Dinge die dabei für mich eine Rolle spielen könnten/sollten sind Rechststaatlichkeit und Menschenrechte aber die werden von den Benutzern des Begriffs wohl nicht gemeint sein.
Vielleicht verharrt der Begriff ja gerade deshalb im Ungefähren damit man notfalls immer sagen kann dass dieses und jenes damit nicht gemeint waren.

pocahontas

(05.11.2016, 18:22)bbuchsky schrieb: [ -> ]Aus gegebenem Anlaß (CSU-Parteitag) würde ich gerne mal versuchen, den völlig unbestimmten Begriff "Leitkultur", der von Konservativen so gern bemüht wird, und trotz fehlenden Inhalts geradezu identitätsbildend zu sein scheint, in einer offenen Debatte zu diskutieren.

Bis jetzt ist es jedenfalls keinem gelungen, der sich hinter  diesem Begriff versteckt, ihn mit Inhalt zu füllen, ohne sich komplett lächerlich zu machen.

Ich bin gespannt.....
Nichts einfacher als das.
CSU Marketingchefs (Scheuer, Dobrindt) haben hier Großartiges geleistet.
Die Begriffe Leit, Kult und ur sagen, richtig interpretiert, nichts anderes aus, als dass es sich hierbei um sehr altes Brauchtum der Leitesel handelt, also vorneweg, wiehern und ab und an was fallenlassen.

bbuchsky

Das ist bis jetzt weniger schlimm, als ich erwartet hatte, allerdings halten sich die Vertreter dieser behaupteten "Leitkultur" auch bisher zurück.

Diejenigen der Eigenschaften, die ich mit "Deutsch" in Verbindung bringe, Pünktlichkeit und Akkuratesse etwa, halte ich auch nicht für kulturelle Elemente, dass sind eher wetterinduzierte Eigenschaften, die man sich angewöhnt hat, um Gäste, Kunden oder Freunde nicht allzu lange im Regen warten zu lassen, und Dächer auch mal dicht anzulegen.

Kultur als käsegetränkte Zufuhr von Kohlehydraten zu begreifen.....sicher ist das Essen ein Element der Kultur, aber auch dieses ist auf die gebotenen Möglichkeiten beschränkt, Reis wächst hier nun mal nicht, und was an dieser Form von "Kultur" jetzt "leitet" erschließt sich mir nicht.

Ein kulturell leitendes Element unseres Volkes steckt nach meinem Empfinden in der Bereitschaft, alles auch in Frage stellen zu können UND zu wollen. Das habe ich so wie hier noch nirgendwo sonst in dem Ausmaß erlebt.
Luther, Kant, Marx, sogar die Ökobewegung......leitet zwar alles nicht, aber den Ursprung für viele Entwicklungen haben sie geboten.

messalina

Also, dann versuche ich es auch mal: Ich glaube, Leitkultur ist das letzte hilflose Aufbäumen eines Landes, die eigene Kultur wenigstens noch als vorrangig zu bezeichnen, während es in Multikulti-Beliebigkeit versinkt, weil es zu viele Fremde hereingelassen hat, die jetzt alle ihre Kulturen ausleben - puh, langer Satz  :rolleyes: - also wenn z. B. auf einem Textiletikett noch als erstes "Baumwolle" und dann erst coton/bawelna/al-qutn/... usw. steht.

Selbstbewusste Länder, die Fremde assimilieren oder Zuwanderung stark begrenzen, brauchen "Leitkultur" eigentlich nicht, oder?[Bild: index_clip_image011.gif] Die würden auf das Etikett einfach "Baumwolle" schreiben.

Martin

(05.11.2016, 18:22)bbuchsky schrieb: [ -> ]Aus gegebenem Anlaß (CSU-Parteitag) würde ich gerne mal versuchen, den völlig unbestimmten Begriff "Leitkultur", der von Konservativen so gern bemüht wird, und trotz fehlenden Inhalts geradezu identitätsbildend zu sein scheint, in einer offenen Debatte zu diskutieren.

Mit deutscher Leitkultur kann ich weniger etwas anfangen, aber sehr wohl etwas mit einer westlichen Leitkultur: Demokratie, Freiheit, Laizismus, Aufklärung, Gleichberechtigung und Zivilgesellschaft. Was die CSU meint, geht wohl eher in die Richtung "bayrisches Lebensgefühl", was aber auch in Ordnung wäre.

Martin

PuK

(05.11.2016, 21:12)bbuchsky schrieb: [ -> ]Kultur als käsegetränkte Zufuhr von Kohlehydraten zu begreifen.....sicher ist das Essen ein Element der Kultur, aber auch dieses ist auf die gebotenen Möglichkeiten beschränkt, Reis wächst hier nun mal nicht, und was an dieser Form von "Kultur" jetzt "leitet" erschließt sich mir nicht.

Soso, das erschließt sich dir nicht.

Dann werde Mitglied bei den bayerischen Grünen, arbeite dich hoch dort, und wenn du einflussreich genug bist, dann versuche, in bayerischen Kantinen und Metzgereien den Leberkäs zu verbieten, am besten in Verbindung damit, ihn durch irgendwas zu ersetzen, was halal ist. Dann erschließt sich dir das schnell.

Übrigens: In Dubai rennst du mit dieser Forderung offene Türen ein. Das ist der Unterschied in der Leitkultur beim Essen.

bbuchsky

(05.11.2016, 22:22)Martin schrieb: [ -> ]Mit deutscher Leitkultur kann ich weniger etwas anfangen, aber sehr wohl etwas mit einer westlichen Leitkultur: Demokratie, Freiheit, Laizismus, Aufklärung, Gleichberechtigung und Zivilgesellschaft. Was die CSU meint, geht wohl eher in die Richtung "bayrisches Lebensgefühl", was aber auch in Ordnung wäre.

Martin

Nunja, sobald eine "Kultur" leitet, stellt sie andere zurück.

Auch wenn wir uns auf unsere Kultur zu Recht was einbilden können, sehe ich keine Möglichkeit, unsere über die der, sagen wir mal, Buschleute in Afrika zu erheben.

Wenn sich die kulturellen Eigenarten eines Volkes nicht auf Grund der eigenen Integrität in Anwendung, Verbreitung und Akzeptanz als dominant erweist, steht doch der "leitende" Charakter in Frage, oder?

@messalina, ich verstehe Ihre Ambition zu gut, aber Sprache ist höchstens eine Facette, ein Werkzeug, aber nichts, was ich unter Identität verstehe. Da müssen Sie schon mehr bringen als "Baumwolle", und Ihre pauschale Abwertung von "Fremden" sollten Sie tunlichst nicht als "kulturelles Element" verkaufen wollen. Das entlarvt Sie sonst nur noch mehr.

"Bayerisches Lebensgefühl"? Wie komme ich da bloß auf Fritzl? Leitet ein Lebensgefühl? Ist das Lebensgefühl einiger Stämme in Burma dem unseren nicht um Längen überlegen?
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