26.07.2018, 20:53
(26.07.2018, 20:39)Klartexter schrieb:Das dürfte ein Märchen sein, dass Loks im Fernverkehr Güterzüge vor sich her geschoben hätten. Denn erstens untersagt das die EBO (Eisenbahnbetriebsordnung) und zweitens wäre das auch völliger Unsinn. Denn Güterzüge sind oft mehrere hundert Meter lang, wie sollte ein Lokführer da erkennen, ob es Hindernisse im Fahrweg gibt? Zudem würde er Signale viel zu spät wahrnehmen und damit eine weitere Unfallgefahr erzeugen. Nein, Du hast vielleicht eine Schublok gesehen, die zur Verstärkung der Zuglok am Ende des Zuges gekuppelt war. Das gab es früher oft an der Geislinger Steige, heute sind die Loks motormäßig stärker.
Wendeschleifen haben ja oft auch die Funktion, für Anschluss an andere Verkehrsmittel wie den Omnibus zu sorgen. Das ist in Haunstetten bei beiden Endstellen so, in Friedberg, in Lechhausen, in Gersthofen und in Stadtbergen/Kriegshaber. Stumpfendstellen machen nur Sinn bei U-Bahnen und Stadtbahnzügen wie in Hannover oder Düsseldorf. Die dortigen Fahrzeuge fahren im Verbund und haben eine weit größere Kapazität wie "normale" Straßenbahnen. Da spielen Türen an beiden Seiten keine so große Rolle.
Ich kann dir sagen, wo ich das gesehen habe. Vor etwa 20 Jahren noch, am Bahnhof in Lagerlechfeld. Ich wohnte nämlich gleich gegenüber, auf der anderen Seite der Strecke. Der kürzeste Weg zum nächsten Zigarettenautomaten führte (unter 18-Jährige klicken jetzt bitte hier ) verbotenerweise über die Bahnlinie. Nachts um drei oder vier war da nichts unterwegs außer sehr vereinzelten Güterzügen und mir, mit vier oder fünf Mark in Münzen in der Tasche. Manche von den Zügen fuhren verkehrt herum, ich schwör. Und du weißt ja, dass es in Lagerlechfeld keine Steigungen gibt. Ein Berg oder auch nur ein Hügel konnte also schwerlich der Grund für dieses Verhalten sein. In Lagerlechfeld konnte man als Kind nicht mal im Winter Schlitten fahren, so flach war und ist alles dort. Die Lüneburger Heide und die Po-Ebene sind beide Hochgebirge verglichen mit Lagerlechfeld.
Und klar, ich dachte mir auch "aber der Lokführer kann doch gar nicht sehen, wo er hinfährt!" Nichtsdestotrotz fuhren diese Züge genau auf diese Weise. Wenn "vorne" auch eine Lok drangewesen wäre, hätte ich mir wahrscheinlich gedacht, ok, der schleppt wahrscheinlich die hintere Lok ab, weil sie vielleicht kaputt ist. Aber da war nur eine Lokomotive, und zwar hinten. Und davor 25 oder 30 Güterwaggons.
Möööglicherweise, denn diese Züge fuhren dort eigentlich immer in Richtung Norden, kamen die ursprünglich auch von Norden, also aus Richtung Augsburg. Und dann hielten sie in Lagerlechfeld am Bahnhof. Dann stellte der Bahnhofswärter mit seiner Kurbel die Weiche um und dann fuhren sie ein Stück zurück und danach auf dem Zuliefergleis für den Fliegerhorst aufs Bundeswehrgelände. Es gab da nämlich, bevor die B17 autobahnähnlich ausgebaut wurde, einen unbeschrankten Bahnübergang quer über die Straße. Das Gleis zweigte nördlich von Lagerlechfeld, etwa in der Mitte zwischen dem Ortsrand und dem heutigen Amazon, nach Osten ab. Und der Zug musste von Süden her kommen, damit die Weiche ihn in die richtige Richtung lenken konnte. Das könnte so gewesen sein, aber das ist nur eine ad-hoc-Theorie. Vielleicht gab es eine Ausnahmeregelung, dass man das im Rangierbetrieb darf, einen Zug auf kurzen Strecken fahren, ohne etwas zu sehen.
Bitte, tu mir einen Gefallen. Stelle nicht öffentlich Dinge in Zweifel, die ich mit eigenen Augen gesehen und erlebt habe, ja? Geht das? Dankeschön.