11.08.2018, 20:35
(11.08.2018, 17:47)Kreti u. Plethi schrieb: So gesehen ist aber auch das Leben an sich letal.
Zweifellos. Das wissen aber sowohl mein Nachbar als auch ich, denn er hat seinen Schiegervater in Form einer Urne mit desse Asche drin in seiner Schrankwand neben dem Fernseher stehen. Darf man eigentlich gar nicht, weil es in sämtlichen Bundesländern Bestattungsgesetze gibt. So was müsste eigentlich auf den Friedhof. Aber der Schwiegervater wurde in Holland eingeäschert und es gibt Kofferräume in Autos und harmlose Ehepaare in Autos, die die Grenze passieren, und es gibt natürlich Schengen. Und deshalb steht der Schiegerpapa da auf dem Regal rum.
Klar ist das Leben selbst tödlich. Die Frage ist in dem Zusammenhang eher, ob ein ewiges Leben überhaupt wünschenswert wäre. So zwei- bis dreihundert Jahre wären vielleicht schon nicht schlecht. Wenn die zunehmenden körperlichen Zipperlein halt nicht wären. Die sollten ja mit der Langlebigkeitspille dann aber eh abgeschafft sein, denn daran gehen ja die Leute alle letztlich zu Grunde. Am Alter. Ob es nun ein Herzinfarkt oder Krebs oder Altersdiabetes ist, letztlich ist es der Verschleiß des Körpers. Die spannende Frage ist nur immer, welches Organ als erstes versagt.
Aber ewig leben? Wenn die Sonne in ein paar Milliarden Jahren zum Roten Riesen und dann zum weißen Zwerg wird? Das ist dann die Hölle auf Erden und am Ende verschluckt einen die Sonne beim Kollaps und man liegt einbetonierter als es hier auf der Erde möglich wäre in diesem weißen Zwerg. Aber vorher gegrillt und dann pulversisiert. (Und wir kommen hier nicht weg von diesem Planeten, da ist Einstein vor.) Es ist also ganz gut, dass wir nicht unsterblich sind. Denn das will keiner erleben.
Mein Nachbar ist halt einfach erst um die 60, und das ist definitiv zu früh, um an so etwas zu krepieren. Der Pankreaskrebs ist ja nicht zur besonders hinterfotzig, wie du schon sagtest; man erkennt ihn eigentlich immer erst, wenn es es schon viel zu spät für alles ist. Sondern er ist am Ende auch extrem schmerzhaft. Und das erlebt der gerade, phasenweise. Manchmal ist er so gut drauf, dass er mir auf dem Fahrrad begegnet, und dann hat er wieder Phasen, da liegt er bloß noch im Bett und kann gar nicht so viel Morphin schlucken, wie nötig wäre. In dem Zustand hab ich mal besucht, aber er konnte nicht viel mehr als "Hallo" sagen.
Ich hab das schon vorher erlebt, dass Leute an Krebs sterben, hautnah. Aber die waren alle älter, viel älter, jenseits der 80. Dann ist es irgendwie halt so. Jeder muss irgendwann gehen, vermutlich ins NIchts, aber das wissen wir, obwohl wir nicht wissen, wo wir hingehen. Aber der Nachbar (den ich schon seit 20 Jahren kenne) ist eben noch gar nicht so alt, und deshalb finde ich das total schlimm.