(19.11.2017, 11:00)Martin schrieb: Nun ja, wenn man aber mit offenen Augen durchs Leben geht, stellt man fest, dass sich schon sehr viel geändert hat. Ganz ohne Statistiken, die man natürlich in Zweifel ziehen kann. Die Zahl der Obdachlosen und Bettler hat seit den 1980er Jahren extrem zugenommen. Früher gab es auch keine Tafeln, die ebenfalls steig zunehmen. Fast monatlich gibt es auch neue Rekordmeldungen von Kinderarmut. Also ich persönlich brauche keine Statistik um festzustellen, dass sich vieles geändert hat, aber leider wenig zum Besseren.
Martin
ABER: was nur lässt Sie vermuten, dass ich nicht mit offenen Augen durch ´s Leben gehe?
Sperrangelweit sind diese geöffnet und auch ich stelle gewaltige Änderungen fest.
Obdachlose und Bettler, erstere vorwiegend aus dem Säufer-, Penner-, Junkie Milieu.
Die Bettler kommen überwiegend aus Ländern östlich von Österreich, sie laufen nur die letzten paar Meter zum zugewiesenen Platz,
nachdem sie mit VW-Bus von irgendwo angekarrt wurden.
Es gibt vor allem wesentlich mehr Arbeitsunwillige als man je gesehen hat.
Tafeln gibt es offensichtlich mehr, denn die Tafelorganisation hat sich in den frühen 90er Jahren etabliert, demnach werden diese auch jetzt erst
vermehrt erkannt. Hauptesser sind vorwiegend (meine Beobachtung) keine „Einheimischen“.
Und „Kinderarmut“ wurde vor Jahren überhaupt nicht wahrgenommen, es stand jeweils die Familie im Vordergrund.
Nach dem 2. WK hatten die meisten „gleich wenig“, haben sich langsam aber sicher etwas aufgebaut. Man machte kein „Gschieß“ darum!
Die Eltern haben ihre/unsere sog. Armut nicht als solche gesehen. Sie mussten auf keinen Kaffee to go verzichten, die Stromrechnung hielt sich in Grenzen,
weil z.B. kein Stromfresser-Kühlschrank (der alte, der zusätzlich im Keller noch brummt) vorhanden war, geschweige eine Gefriere, in der Pizzas auf die unfähigen Köchinnen warten. Die Kesselsuppe wurde vom Metzger geholt, war die Basis für das geschnittene Brot und es hat geschmeckt.
Die vollautomatische Espressomaschine war noch gar nicht erfunden, musste man nicht dem Nachbarn nacheifern, der schon eine ungenutzt rumstehen hat,
weil man ja am Abend eh zum Italiener geht. Der EK einer solchen verschlingt mehr als die "Armutsgrenze" eines Betroffenen.
Mama hatte auch keine papierenen Wisch und Wegtücher, der Papierverbrauch war minimal, incl. Klopapier, das aus der Zeitung geschnitten wurde.
Da konnte man mit Überzeugung sagen, dieser Leitartikel ist recht für ´n A……
Man musste auch keinen Funk- und Kinostars nacheifern und der liebe Nachwuchs hatte nicht mit Nachbarskindern zu wetteifern,
wer das neuere Handy zum Unterricht mitbrachte oder die noch schöneren Designerklamotten trug, bereits gelöchert im Schaufenster.
Ich war gerade ein paar Tage in Oberfranken. Da wird zZt. Blaukraut geerntet, eine arbeitsintensive Tätigkeit. Die äußeren, abstehenden Blätter sind zu entfernen,
ehe der Kopf abgeschnitten wird und liegen bleibt für ´s Einsammeln durch eine Erntemaschine.
Neben meinem Gastgeber war eine entsprechende Landwirtschaft. "Ich will nie mehr zugewiesene Arbeitskräfte", sagte er.
Die hauen lustlos auch gute Blätter ab, zu faul sich zu bücken, "mein Kreuz ...", usw.
Aber das sollten Sie auch schon in der Spargelzeit gehört haben!
Noch deutlicher wurde ein Winzer im Maindreieck: Diese Arbeiter schaffen keine 10 Meter hoch den Weinberg in Steillagen.
Die sind schon kaputt wenn sie zur Arbeit kommen…An die Weinstöcke hab´ ich eh keine ran gelassen!
Wie sich etwa zum Besseren ändern sollte, weil eine Statistik vorhanden ist, kann ich mir jetzt wirklich nicht vorstellen.
Ich glaube auch, dass Anspruchsdenken mit der Einführung entsprechender Statistiken gewachsen ist.