Die Vorgänge in Chemnitz waren mit den rechten bis rechtsradikalen Kundgebungen und Demos inklusive grölenden, besoffenen und aggressiven Neonazis und Hools und Hitlergrüßen an sich schon schlimm genug und ein Zeichen, dass im Osten deutlich Handlungsbedarf besteht.
Warum aber die Medien derart hyperventilierten, diese Frage sollte man sich schon stellen.
Es war tagelang von "Zusammenrottungen", "Hetzjagen", "progromartigen" Stimmungen oder Zuständen und einer Vorstufe von "Selbstjustiz" oder gar von dieser selbst die Rede, und dies auch aus höchstem Munde bzw. dem des Regierungssprechers.
Offenbar spielte man da einander in die Hände.
Es nahmen auch weder die Medien noch die Regierung zur Kenntnis, dass der Generalstaatsanwalt von Sachsenanhalt schon frühzeitig dementiert hatte, dass es zu "Hetzjagden" gekommen sei - nein, die Bundesregierung via Seibert beharrt auf ihrer Deutungshoheit, wie ich heute Morgen las. Also auch darauf, dass es Videos dafür gebe.
Er wolle "keine semantische Debatte" über das Wort "Hetzjagd" führen.
Da haben sich wohl einige auf der Grundlage eines halbminütigen Videoschnipsels ganz weit aus dem Fenster gelehnt. Schwierig, das zuzugeben.
Die größte Regionalzeitung in Chemnitz, die "Freie Presse", stellt das
folgendermaßen dar:
Zitat:(…) Chefredakteur Torsten Kleditzsch hatte vergangene Woche einen Text verfasst, in dem er den Lesern ausführlich begründete, warum seine Zeitung den Begriff Hetzjagd nicht verwendet. "Es gab aus der Demonstration heraus Angriffe auf Migranten, Linke und Polizisten. So wurde Menschen über kurze Distanz nachgestellt. Insofern wäre der Begriff 'Jagdszene' noch gerechtfertigt. Eine 'Hetzjagd', in dem Sinne, dass Menschen andere Menschen über längere Zeit und Distanz vor sich hertreiben, haben wir aber nicht beobachtet. Wir kennen auch kein Video, das solch eine Szene dokumentiert", so der Chefredakteur. Kleditzsch schrieb aber auch: "Der offen zu Tage getretene Hass, der die Proteste auf den Straßen in Chemnitz am Sonntag begleitet hat, war schrecklich genug. Er bedarf keiner Dramatisierung."