(28.09.2018, 20:54)forest schrieb: Man wird zum Philosophen dabei ...
...was näher ausgeführt sei. Zwei Stunden hin und 2 zurück sind Zeit, die sich zwanglos nutzen läßt. Man ist immer über die neueste, die älteste Mode und allen dazwischen informiert, über wettergemäße und -ungemäße Bekleidung, über viele Erscheinungsformen des Menschseins, sei es in Eile oder Langeweile und wie andere damit umgehen, von allen möglichen Physiognomien und Staturen ganz abgesehen.
Steigt man nachmittags in M in den Zug nach A ein, der von Belgrad oder gar von Istanbul kommt und bis hinter Düsseldorf fährt, gibt es freie Plätze in Abteilen, die es damals noch gab, wo der Balkan mitfährt, erkennbar an ungefiltertem Tabakrauch und Slivowitz und beides als Gastgeschenk für den neuen Mitreisenden frisch gereicht.
Wenn der Zug schnell fährt, hat man beim nächsten Halt in A zwei Zigaretten und drei Stamperl drin und ist dankbar, aber auch froh um den Ausstieg.
Das geht (ging) natürlich alles nur in der Zeit ohne Handys oder gar Smartphones. Die Landschaft war noch vor Schallschutzwänden unverbaut und der Pool im Garten der Jugendliebe im Vorbeifahren einsehbar, die Schranken in der Siebentischstraße ordnungsgemäß verschlossen.
Aber komisch; Verspätung war da selten und dann nicht viel. In der Früh nach M war kaum Zeit, aber nachmittags zur Rückfahrt war oft eine Runde durch den Hertie drin bis der Zug ging. Einmal, nach einem Isarfest, wachte ich auf, als der Zug beim Riegele vorbei fuhr und die Freundin mich abholen wollte. Bin dann kurz nach Mitternacht in Ulm ausgestiegen und der nächste Zug nach A ging um kurz vor 5e; Personenzug, schwäbsche Eisebah.
Marktweiber mit Körben voll Gemüse, gackernde Hühner, also echte tierische, waren auch dabei, alle nach Augsburg.
Die Freundin war zwar etwas sauer, nicht mehr da, aber sie hat mir erzählt, daß sie ganz schön und auch weniger schön am Hbf angemacht wurde.
So lernt man die Leute kennen, Leute!