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Quo Vadis, Türkei? - Druckversion

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+--- Thema: Quo Vadis, Türkei? (/showthread.php?tid=659)



RE: Quo Vadis, Türkei? - Serge - 12.03.2017

(12.03.2017, 16:30)leopold schrieb:  Sie als ewiger Anarchist glauben an die heilsame Wirkung des großen Krachs. Beschäftigen Sie sich mal mit der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunders, vielleicht verstehen Sie dann, worum es mir geht. Nichts von dem, was nach dem zweiten Weltkrieg in Europa erreicht wurde, besteht für die Ewigkeit, wenn man es leichtfertig auf's Spiel setzt.
Was das Thema ist, bestimmen übrigens nicht Sie: Um was sonst soll es gehen, wenn nicht um die politischen Folgen dieser Eskalation?

Sie müssen mir nichts beibringen.
Jetzt bin ich der "ewige Anarchist", wieder 'ne neue Variante Lol


RE: Quo Vadis, Türkei? - Maylin - 12.03.2017

(12.03.2017, 12:24)Athineos schrieb:  Grüß Dich, und einen schönen Sonntag!
Wir kennen uns nun schon sehr lange und das mindeste, was wir jahrelang taten, ist, dass wir uns respektierten, wenn nicht sympathisch sind.
Wir teilen viele Ansichten, eine der Deinen kann ich jedoch nicht teilen, das ist die schon an Fanatismus grenzende Verehrung des neuen Padishah vom Bosporos!
Wenn ich mir sein Auftreten, den Tenor seiner Reden so ansehe, bez. anhöre, erinnert er mich mehr an einen Nazi als jeder europäische Minister oder Regierungschef. Ich differenziere mal so, weil die Türkei - wie sie von Erdogan gewünscht und Schritt für Schritt nach seinem Bild  verfertigt wird -  nur zu einem Elftel in Europa liegt und unter Ergogan und seinen " Reformen " keinerlei Berührungspunkte zu Europa mehr hat. Im Gegensatz zu früher. ( Darüber täuschen u.a. auch die paar unverschleierten und emanzipierten Frauen in Istanbul nicht hinweg! Sie wird es sowieso bald nicht mehr geben ....)  Es gibt bei uns Nazis und es gibt in der Türkei welche. Auf beiden Seiten mag ich sie nicht und verachte sie. Und ich bin auch kein Feind des türkischen Volkes, im Gegenteil, ich habe die Türken fast immer als freundlich und gastlich erlebt und mag sie so. wie sie sind! Wer mir aber zutiefst zuwider ist, das ist dieser vorpubertäre Schreihhals und sein Klüngel, die die Regierungen Europas und damit, weil sie sie wählten, die Bürger halb Europas als Nazis bezeichnen. Vielleicht, weil sie sich in die Enge gedrängt fühlen und merken, dass im Ausland und zuhause ( bei ihrem antidemokratischen Vorhaben ) nicht alles so läuft, wie sie es sich vorstellten. Denn warum sonst müssen sie so blind um sich schlagen und versuchen, die letzten Stimmen zu aktivieren??? Aber das ist jetzt Spekulation. Eine abschließende, nicht im mindesten rhetorische Frage: Fällt Dir eigentlich nicht mehr auf, dass dieser Schaumschläger mittlerweile völlig isoliert in Europa da steht? Er kommt mir vor, wie Onkel Adolf mit seinen Tausenden von Geisterfahrern. Und seine Claqueure auch .....
P.S.: Die Namenswahl des Onkels ist gewollt und KEINESFALLS zufällig!

Moin moin Athineos, auch Dir wünsche ich einen schönen und entspannten Sonntag!
Meinungsverschiedenheiten müssen eine freundschaftliche Beziehung doch nicht belasten - oder? Im Gegenteil, darin liegt oft die Würze, damit keine Langeweile aufkommt.  Zwinker

Auch Leopold hat mir heute schon diesen Fanatismus zum türkischen Präsidenten vorgehalten. Das ist aber nichts Außergewöhnliches. Dieser Wind trifft alle, die die türkische Politik mit all ihren Vertretern verteidigen. Von daher gesehen, nichts Neues für mich.
 
Athineos, jetzt mal ganz ehrlich. Du sagst, dass die Türkei "früher", damit meinst Du sicher vor 2002, Berührungspunkte zu Europa hatte. Tatsächlich? Wo waren denn die? Ich kenne nur die mehr oder weniger mitleidigen Äußerungen über den "kranken Mann vom Bosporus", man betrachtete das gesamte Land lediglich mit den gleichen Augen, wie den türkischen Müllmann, den schwarzen Mann unter Tage, den nach Knoblauch stinkenden Dönermann oder den verdreckten Stahlarbeiter. Oder sag mir, wann wurde die Türkei vor 2002 als gleichwertiger Partner angesehen? Sie saßen doch nur am Katzentisch und wurden an der langen Schnur ruhig gehalten. Der Beitritt zu Europa wurde ihnen doch nur deshalb in Aussicht gestellt, weil jeder wusste, dass die Türkei eh nie eine Chance dazu hat, die Forderungen dazu jemals zu erfüllen. Das Land fiel von einer Krise in die nächste, es ertrank regelrecht in seiner Inflation und Europa belächelte es nur, was will man auch schon mit den Türken .....
 
Dann kam 2002 einer, der das Land umdrehte. Und das Volk zog mit. Siehe da, mit dem ganzen Land ging es wirtschaftlich aufwärts, der Türke musste sich plötzlich nicht mehr verstecken. Er wurde selbstbewusst.
 
Ende 2004 wurde der Türkei von Europa und auch Deutschland bestätigt, dass sie alle demokratischen Auflagen erfüllen, um Mitglied in der EU zu werden. Verheugen sagte es doch bei Anne Will ganz klar und deutlich, Europa war zwischen 2002 und 2005 der reformwilligste und reformfreudigste Beitrittskandidat. Doch was passierte dann? Verheugens Überzeugung ist die, dass sich seit 2005 die Politik in den europäischen Ländern so veränderte, dass die Botschaft an die Türkei hieß: Ihr könnt machen was ihr wollt, wir wollen euch eh nicht in Europa haben. Und die 40 Jahre-Hinhaltepolitik von Europa bekam damit einen Riss. Es war also nicht die Türkei, die sich veränderte, sondern Europa veränderte sich.
 
Und wenn Du Erdogan als Schaumschläger bezeichnest, dann sage ich, er schlägt nur den Schaum, der von Europa gerade ausgekotzt wird. Jede verbale Attacke, die von Erdogan kommt, ist eine Antwort auf eine Attacke aus Europa. Ist Dir das noch nie aufgefallen? Du kannst es leicht zurück verfolgen, Google vergisst ja nichts.


RE: Quo Vadis, Türkei? - leopold - 12.03.2017

(12.03.2017, 17:15)Serge schrieb:  Sie müssen mir nichts beibringen.
Jetzt bin ich der "ewige Anarchist", wieder 'ne neue Variante Lol

Sie haben doch noch vor wenigen Monaten getönt, dass Sie einen Umsturz wollen, was das wirtschaftliche System in Deutschland angeht. Nun setzen Sie auf Eskalation im Streit mit der Türkei, was schwere innerdeutsche Verwerfungen mit sich bringen könnte. Sie kommen mir vor wie ein Hasardeur, dem die Folgen seines Tuns völlig egal sind. Zum Glück haben Leute Ihres Schlages in unserem Land nichts zu melden.


RE: Quo Vadis, Türkei? - leopold - 12.03.2017

(12.03.2017, 17:44)Maylin schrieb:  Moin moin Athineos, auch Dir wünsche ich einen schönen und entspannten Sonntag!
Meinungsverschiedenheiten müssen eine freundschaftliche Beziehung doch nicht belasten - oder? Im Gegenteil, darin liegt oft die Würze, damit keine Langeweile aufkommt.  Zwinker

Auch Leopold hat mir heute schon diesen Fanatismus zum türkischen Präsidenten vorgehalten. Das ist aber nichts Außergewöhnliches. Dieser Wind trifft alle, die die türkische Politik mit all ihren Vertretern verteidigen. Von daher gesehen, nichts Neues für mich.
 
Athineos, jetzt mal ganz ehrlich. Du sagst, dass die Türkei "früher", damit meinst Du sicher vor 2002, Berührungspunkte zu Europa hatte. Tatsächlich? Wo waren denn die? Ich kenne nur die mehr oder weniger mitleidigen Äußerungen über den "kranken Mann vom Bosporus", man betrachtete das gesamte Land lediglich mit den gleichen Augen, wie den türkischen Müllmann, den schwarzen Mann unter Tage, den nach Knoblauch stinkenden Dönermann oder den verdreckten Stahlarbeiter. Oder sag mir, wann wurde die Türkei vor 2002 als gleichwertiger Partner angesehen? Sie saßen doch nur am Katzentisch und wurden an der langen Schnur ruhig gehalten. Der Beitritt zu Europa wurde ihnen doch nur deshalb in Aussicht gestellt, weil jeder wusste, dass die Türkei eh nie eine Chance dazu hat, die Forderungen dazu jemals zu erfüllen. Das Land fiel von einer Krise in die nächste, es ertrank regelrecht in seiner Inflation und Europa belächelte es nur, was will man auch schon mit den Türken .....
 
Dann kam 2002 einer, der das Land umdrehte. Und das Volk zog mit. Siehe da, mit dem ganzen Land ging es wirtschaftlich aufwärts, der Türke musste sich plötzlich nicht mehr verstecken. Er wurde selbstbewusst.
 
Ende 2004 wurde der Türkei von Europa und auch Deutschland bestätigt, dass sie alle demokratischen Auflagen erfüllen, um Mitglied in der EU zu werden. Verheugen sagte es doch bei Anne Will ganz klar und deutlich, Europa war zwischen 2002 und 2005 der reformwilligste und reformfreudigste Beitrittskandidat.

Sie wollen doch nicht im Ernst behaupten, dass die Türkei im Jahr 2005 beitrittsreif für die EU war. Die Türkei hatte sich gerade mal der ärgsten wirtschaftlichen Probleme entledigt. Innerhalb der Türkei gab es aber damals (wie auch heute noch) gravierende Unterschiede in der Entwicklung, das Kurdenproblem war nicht ansatzweise gelöst: Ein derart großes, nur zum Teil entwickeltes Land hätte die EU massiv überfordert. Die Türkei hätte den eingeschlagenen Weg weitergehen müssen. Leider ist Erdogan aber zu seinen religiösen Wurzeln zurückgekehrt und arbeitet nun an seinem eigentlichen Projekt: An der Abschaffung des Kemalismus.

Das Problem ist: Erdogan ist kein Demokrat, er wird die errungene Macht niemals mehr freiwillig abgeben. Sie werden es wohl auch nicht mehr erleben, dass in der Türkei etwas anderes als die AKP regiert.


RE: Quo Vadis, Türkei? - FCAler - 12.03.2017

(12.03.2017, 17:44)Maylin schrieb:  Moin moin Athineos, auch Dir wünsche ich einen schönen und entspannten Sonntag!
Meinungsverschiedenheiten müssen eine freundschaftliche Beziehung doch nicht belasten - oder? Im Gegenteil, darin liegt oft die Würze, damit keine Langeweile aufkommt.  Zwinker

Auch Leopold hat mir heute schon diesen Fanatismus zum türkischen Präsidenten vorgehalten. Das ist aber nichts Außergewöhnliches. Dieser Wind trifft alle, die die türkische Politik mit all ihren Vertretern verteidigen. Von daher gesehen, nichts Neues für mich.
 
Athineos, jetzt mal ganz ehrlich. Du sagst, dass die Türkei "früher", damit meinst Du sicher vor 2002, Berührungspunkte zu Europa hatte. Tatsächlich? Wo waren denn die? Ich kenne nur die mehr oder weniger mitleidigen Äußerungen über den "kranken Mann vom Bosporus", man betrachtete das gesamte Land lediglich mit den gleichen Augen, wie den türkischen Müllmann, den schwarzen Mann unter Tage, den nach Knoblauch stinkenden Dönermann oder den verdreckten Stahlarbeiter. Oder sag mir, wann wurde die Türkei vor 2002 als gleichwertiger Partner angesehen? Sie saßen doch nur am Katzentisch und wurden an der langen Schnur ruhig gehalten. Der Beitritt zu Europa wurde ihnen doch nur deshalb in Aussicht gestellt, weil jeder wusste, dass die Türkei eh nie eine Chance dazu hat, die Forderungen dazu jemals zu erfüllen. Das Land fiel von einer Krise in die nächste, es ertrank regelrecht in seiner Inflation und Europa belächelte es nur, was will man auch schon mit den Türken .....
 
Dann kam 2002 einer, der das Land umdrehte. Und das Volk zog mit. Siehe da, mit dem ganzen Land ging es wirtschaftlich aufwärts, der Türke musste sich plötzlich nicht mehr verstecken. Er wurde selbstbewusst.
 
Ende 2004 wurde der Türkei von Europa und auch Deutschland bestätigt, dass sie alle demokratischen Auflagen erfüllen, um Mitglied in der EU zu werden. Verheugen sagte es doch bei Anne Will ganz klar und deutlich, Europa war zwischen 2002 und 2005 der reformwilligste und reformfreudigste Beitrittskandidat. Doch was passierte dann? Verheugens Überzeugung ist die, dass sich seit 2005 die Politik in den europäischen Ländern so veränderte, dass die Botschaft an die Türkei hieß: Ihr könnt machen was ihr wollt, wir wollen euch eh nicht in Europa haben. Und die 40 Jahre-Hinhaltepolitik von Europa bekam damit einen Riss. Es war also nicht die Türkei, die sich veränderte, sondern Europa veränderte sich.
 
Und wenn Du Erdogan als Schaumschläger bezeichnest, dann sage ich, er schlägt nur den Schaum, der von Europa gerade ausgekotzt wird. Jede verbale Attacke, die von Erdogan kommt, ist eine Antwort auf eine Attacke aus Europa. Ist Dir das noch nie aufgefallen? Du kannst es leicht zurück verfolgen, Google vergisst ja nichts.


Wenn ich das wiederum so lese,


dann muss ich wohl oder übel meinen alten Beitrag Nr. #42 nochmals als Zitat einstellen und beim besten Willen, aber ich sehe mich mit meinem damaligen Beitrag voll bestätigt, völlig wurscht, wenn Andere eine andere Meinung dabei haben.   Yes


Zitat:Je mehr Beschwichtigungs-Beiträge,

ich von Ihnen lese, umso mehr bin ich überzeugt, dass mein schon mal geäußerter Verdacht berechtigt war/ist, den aber Ihr Netzwerkfreund, (hier im Forum) sofort als größte Beleidigung abgeschmettert/angeklagt hat und sich wohl gleich mit dem ganzen Körper auf den Melde-Button geworfen hat. [Bild: https://treffpunkt-koenigsplatz.de/images/smilies/zwink.gif]

Ich kann nicht anders, als Sie als eine/n von der Türkischen Regierung angeworbenen Troll/in zu halten. Wer sich so vehement gegen alle User (fast alle) eines Forums stellt und so uneinsichtig ist und dieses diktatorische Regime bis zum geht nicht mehr verteidigt, das kann doch beim besten Willen nicht mehr als normal bezeichnet werden, oder?  [Bild: https://treffpunkt-koenigsplatz.de/images/smilies/huh.gif]

Gleiches hat man doch schon im alten AZ-Forum durch einen russichen und amerikanischen Verteidiger-Troll mit erleben können. Und ich denke, dass dies solche Trolle nicht umsonst machen, nur um andere User zu ärgern?  [Bild: https://treffpunkt-koenigsplatz.de/images/smilies/kopfkratz.gif]



RE: Quo Vadis, Türkei? - Klartexter - 12.03.2017

Als Adolf Hitler in Deutschland an die Macht kam, da versuchte es man auch mit Appeasement-Politik, das Ergebnis ist bekannt. Genau deshalb bringt es gar nichts, Erdogan mit Appeasement-Politik zu begegnen. Das findet auch Ali Erdan Toprak in seinem Kommentar in der WELT . Fakt ist doch, dass sich Erdogan einen Dreck darum schert, ob öffentliche Wahlkampfauftritte seiner Minister in einem anderen Land erwünscht sind. Nicht nur, dass genau das ja in türkischen Gesetzen nicht erlaubt ist, nein, er versucht Auftrittsverbote auch noch zu unterlaufen. Frei nach dem Motto, wenn nicht aus der Luft, dann eben über die Straße. Die niederländische Regierung hat diesem GRÖFAZ aus Istanbul genau die richtige Antwort gegeben. Es wird Zeit, dass die deutsche Bundesregierung das auch macht!



RE: Quo Vadis, Türkei? - Maylin - 12.03.2017

(12.03.2017, 19:03)leopold schrieb:  Sie wollen doch nicht im Ernst behaupten, dass die Türkei im Jahr 2005 beitrittsreif für die EU war. Die Türkei hatte sich gerade mal der ärgsten wirtschaftlichen Probleme entledigt. Innerhalb der Türkei gab es aber damals (wie auch heute noch) gravierende Unterschiede in der Entwicklung, das Kurdenproblem war nicht ansatzweise gelöst: Ein derart großes, nur zum Teil entwickeltes Land hätte die EU massiv überfordert. Die Türkei hätte den eingeschlagenen Weg weitergehen müssen. Leider ist Erdogan aber zu seinen religiösen  Wurzeln zurückgekehrt und arbeitet nun an seinem eigentlichen Projekt: An der Abschaffung des Kemalismus.

Das Problem ist: Erdogan ist kein Demokrat, er wird die errungene Macht niemals mehr freiwillig abgeben. Sie werden es wohl auch nicht mehr erleben, dass in der Türkei etwas anderes als die AKP regiert.

Ich meinte nicht beitrittsreif in dem Sinne, dass damals schon alle Auflagen erfüllt waren, sondern dass die Voraussetzungen zur Erfüllung dieser gegeben waren. 

Zum wiederholten Male: Es gibt kein Kurdenproblem in der Türkei - sondern ein Terrorproblem mit der PKK. Ich habe schon oft genug erwähnt, dass die Kurden selber keine Freunde mehr der PKK sind. 

Und auch dies zum wiederholten Male: Erdogan wird aus der Türkei nie und nimmer einen islamischen Staat machen - das meinen Sie doch mit den religiösen Wurzeln. Nie und nimmer, das würde das Volk niemals mit sich machen lassen. Dann käme es zum Bürgerkrieg.
 
Und Abschaffung des Kemalismus? Nein, auch in der neuen Verfassung ist Artikel 2 Satz 1 genauso übernommen, wie er seit 1982 in der Verfassung steht. Auch hier würde das Volk einer Abwendung von Atatürk niemals zustimmen.

Und wie lange die AKP als Regierung herrschen wird, das weiß niemand. Ich bin sogar überzeugt, dass wenn es heute keinen Denker wie Erdogan in der Partei gibt, diese so schnell im Dunkeln versinkt, wie seinerzeit die ANAP nach Turgut Özal.


RE: Quo Vadis, Türkei? - Serge - 12.03.2017

(12.03.2017, 18:55)leopold schrieb:  Sie haben doch noch vor wenigen Monaten getönt, dass Sie einen Umsturz wollen, was das wirtschaftliche System in Deutschland angeht. Nun setzen Sie auf Eskalation im Streit mit der Türkei, was schwere innerdeutsche Verwerfungen mit sich bringen könnte. Sie kommen mir vor wie ein Hasardeur, dem die Folgen seines Tuns völlig egal sind. Zum Glück haben Leute Ihres Schlages in unserem Land nichts zu melden.

??? Eine grundlegende Veränderung zugunsten der unteren und prekären Einkommensklassen, ja. Aber Umsturz!?
Ich habe geschrieben, dass die Eskalation bisher von einer Seite, von der türkischen, betrieben wird und dass es Zeit ist, demonstrativ zu reagieren, weil Erdogan die Sprache des Sanftmutes und der Nachsicht nicht versteht. So in etwa jedenfalls.
Aber wo habe ich geschrieben, dass ich auf Eskalation mit der Türkei setze? Erdogan setzt auf Eskalation, und irgendwann wird man sich wehren müssen, ob man will oder nicht. Leider hat man den Zeitpunkt, wo das noch ohne allzu große Folgen möglich gewesen wäre, versäumt.

Ja, haben Sie wirklich nichts vergessen? Vom Vertreter des rechten oder linken Rands über den "ewigen Anarchisten" zum "Hasardeur". War das alles?

PS: Leute meines Schlages haben wenigstens ein Rückgrat und sind weder Intriganten noch Opportunisten.

PPS:
Einerseits gebärden Sie sich im Falle des immer weiter an der Eskalationsschraube drehenden Erdogan als der Hohepriester der Deeskalation und als Engel des friedfertigen Umgangs.
Andererseits zeigen Sie sich im Falle Russlands und Putins als nimmermüder Hetzer und kalter Krieger, der am Säbelrasseln der Nato an der Ostgrenze der EU größten Gefallen findet.
Wie passt das zusammen?


RE: Quo Vadis, Türkei? - Maylin - 12.03.2017

(12.03.2017, 20:21)FCAler schrieb:  

Wenn ich das wiederum so lese,


dann muss ich wohl oder übel meinen alten Beitrag Nr. #42 nochmals als Zitat einstellen und beim besten Willen, aber ich sehe mich mit meinem damaligen Beitrag voll bestätigt, völlig wurscht, wenn Andere eine andere Meinung dabei haben.   Yes


Aha, Sie meinen also, wer nicht mit den Schafen blökt, der kann nicht normal sein.  Tongue
Dann bin ich gerne "nicht normal" und betrachte Ihre Aussage schon fast mit Stolz Yes
Aber ich möchte Sie nicht daran hindern, sich inmitten von Schafen wohlzufühlen. Es soll ja Leute geben, die die dortige Wärme brauchen und gerne den Hinterläufen des Vordermanns folgen. Den Gestank dabei, den müssen Sie aushalten :).


RE: Quo Vadis, Türkei? - Athineos - 12.03.2017

(12.03.2017, 17:44)Maylin schrieb:  Moin moin Athineos, auch Dir wünsche ich einen schönen und entspannten Sonntag!
Meinungsverschiedenheiten müssen eine freundschaftliche Beziehung doch nicht belasten - oder? Im Gegenteil, darin liegt oft die Würze, damit keine Langeweile aufkommt.  Zwinker

Auch Leopold hat mir heute schon diesen Fanatismus zum türkischen Präsidenten vorgehalten. Das ist aber nichts Außergewöhnliches. Dieser Wind trifft alle, die die türkische Politik mit all ihren Vertretern verteidigen. Von daher gesehen, nichts Neues für mich.
 
Athineos, jetzt mal ganz ehrlich. Du sagst, dass die Türkei "früher", damit meinst Du sicher vor 2002, Berührungspunkte zu Europa hatte. Tatsächlich? Wo waren denn die? Ich kenne nur die mehr oder weniger mitleidigen Äußerungen über den "kranken Mann vom Bosporus", man betrachtete das gesamte Land lediglich mit den gleichen Augen, wie den türkischen Müllmann, den schwarzen Mann unter Tage, den nach Knoblauch stinkenden Dönermann oder den verdreckten Stahlarbeiter. Oder sag mir, wann wurde die Türkei vor 2002 als gleichwertiger Partner angesehen? Sie saßen doch nur am Katzentisch und wurden an der langen Schnur ruhig gehalten. Der Beitritt zu Europa wurde ihnen doch nur deshalb in Aussicht gestellt, weil jeder wusste, dass die Türkei eh nie eine Chance dazu hat, die Forderungen dazu jemals zu erfüllen. Das Land fiel von einer Krise in die nächste, es ertrank regelrecht in seiner Inflation und Europa belächelte es nur, was will man auch schon mit den Türken .....
 
Dann kam 2002 einer, der das Land umdrehte. Und das Volk zog mit. Siehe da, mit dem ganzen Land ging es wirtschaftlich aufwärts, der Türke musste sich plötzlich nicht mehr verstecken. Er wurde selbstbewusst.
 
Ende 2004 wurde der Türkei von Europa und auch Deutschland bestätigt, dass sie alle demokratischen Auflagen erfüllen, um Mitglied in der EU zu werden. Verheugen sagte es doch bei Anne Will ganz klar und deutlich, Europa war zwischen 2002 und 2005 der reformwilligste und reformfreudigste Beitrittskandidat. Doch was passierte dann? Verheugens Überzeugung ist die, dass sich seit 2005 die Politik in den europäischen Ländern so veränderte, dass die Botschaft an die Türkei hieß: Ihr könnt machen was ihr wollt, wir wollen euch eh nicht in Europa haben. Und die 40 Jahre-Hinhaltepolitik von Europa bekam damit einen Riss. Es war also nicht die Türkei, die sich veränderte, sondern Europa veränderte sich.
 
Und wenn Du Erdogan als Schaumschläger bezeichnest, dann sage ich, er schlägt nur den Schaum, der von Europa gerade ausgekotzt wird. Jede verbale Attacke, die von Erdogan kommt, ist eine Antwort auf eine Attacke aus Europa. Ist Dir das noch nie aufgefallen? Du kannst es leicht zurück verfolgen, Google vergisst ja nichts.

Ich möchte mich nicht mit Kieselsteinen im Mund ans Meer stellen und gegen die Wogen anbrüllen!  Ich will Dir nur ins Gedächtnis rufen, dass es diese türkische Republik nicht erst seit 2002 gibt, auch nicht erst seit 1980, sondern seit dem Ende des Osmanischen Reiches! Und allein in dieser Periode war die Türkei niemals der Prügelknabe der Geschichte,  nur dann, wenn es gewissen Kreisen in der Türkei beliebte, sich so darzustellen, um ihr nationalistisches Süppchen zu  kochen!