08.09.2017, 06:45
Zitat:Seit Wochen wird in Kommentaren darüber Klage geführt, wie langweilig und vorhersehbar der Wahlkampf sei. Aber wenn dann mal ein wenig Leben in die Bude kommt, weil einer die Kanzlerin mit kritischen Fragen zu ihrer Flüchtlingspolitik piesackt, ist es auch wieder nicht recht. Dann heißt es, die AfD habe die Regie übernommen.
Wahlkampf wäre demnach, wenn man ihr vorhielte, dass sie die Rente mit 70 nicht noch entschiedener bekämpft , den Mindestlohn nicht noch mehr erhöht, den Ausstieg aus dem klassischen Automobilbau nicht noch früher beschließt. Das Blöde am Wahlkampf ist, dass gelegentlich auch Themen zur Sprache kommen, die diejenigen Wähler umtreiben, die nicht auf Anhieb den Vorteil eines rot-grünen Bündnisses zu erkennen vermögen.
Strunz mag sich etwas ungeschickt ausgedrückt haben, aber die Fragen, die er am Sonntag an die beiden Bewerber für das Kanzleramt hatte, sind Fragen, die sich viele Menschen in Deutschland stellen. Es sind vielleicht nicht die Menschen, die an Redaktionssitzungen teilnehmen. Aber schon eine Etage tiefer, beim Personal in der Kantine, ist es keine Selbstverständlichkeit mehr, dass es leichter ist, ohne Pass nach Deutschland einzureisen, als Deutschland ohne Pass wieder zu verlassen.
Nach Lage der Dinge bieten sich mit AfD und FDP eine anständige und eine unanständige Alternative an. Ich bin aus dem Alter raus, indem man das Antibürgerliche für einen Wert an sich hält, also werde ich mein Kreuz bei der FDP machen.
http://www.spiegel.de/politik/deutschlan...66500.html
Hat was.
Das auch, aber es ist viel länger, fast wie ein Roman. Das Tier finde ich gut getroffen.
(Cora Stephan lebt als Schriftstellerin und Essayistin in Hessen. Zuletzt ist unter dem Pseudonym Anne Chaplet bei KiWi der Roman «In tiefen Schluchten» erschienen.)