29.08.2017, 16:44
Dr. Merkels Schlaflabor
In dieser Kolumne trifft Augstein jun. gleich mehrere Nägel hintereinander auf den Kopf.
Die als selbstverständlich verstandene Einflussnahme Merkels auf die Form des öffentlichen TV-Duells der ÖR (offensichtlich ist das alte SED/FDJ-Gen nicht totzukriegen),
die Schlafmützigkeit des deutschen Wählers, der seine Ruhe haben will, wenn nicht ihm, sondern nur einem Viertel des Wahlvolks das Wasser bis zum Halse steht,
die Abgehobenheit Merkels, die sich als un(an)greifbare Wolke über den Niederungen des gesellschaftlichen Alltags schweben sieht.
Man kann nur den Kopf schütteln, was man dieser Frau alles durchgehen lässt. Aber offensichtlich liebt die Mehrheit der Wähler das Emotionslose, das Inhaltsbefreite, das ewig Gleiche.
Wäre das nicht so, gäbe es nämlich einen richtigen Wahlkampf.
Zitat:Nur einmal treffen die Kanzlerkandidaten direkt aufeinander: im TV-Duell. Darum ist diese Sendung, die am 3. September ausgestrahlt wird und der vermutlich 15 Millionen Menschen folgen werden, so wichtig. Aber nicht die Sender - die hier immerhin die deutsche Öffentlichkeit repräsentieren - geben die Bedingungen vor, sondern Merkel und ihre Vertrauten. Der frühere ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender hat dazu im SPIEGEL gesagt : "Das Kanzleramt verlangt ein Korsett für die Kanzlerin, in dem sie sich nicht bewegen muss. Und zugleich eines für Schulz , in dem er sich nicht bewegen darf."
Die beteiligten Sender - und die SPD - waren eigentlich für zwei Duell-Termine. Merkels Leute wollten das nicht. Dann schlugen die Sender vor, das Format zu verändern: Zwei Journalisten sollten die ersten 45 Minuten bestreiten, die anderen beiden die zweite Hälfte, vielleicht sogar vor Studiopublikum. All das sollte dem Zweck dienen, die Konfrontation zwischen den Kandidaten lebendiger zu machen, strittiger.
Dem Wahlkampf hätte das genutzt - Merkel unter Umständen geschadet. Also war sie dagegen. Denn die Kanzlerin, so Nikolaus Brender , mache einen Wahlkampf "im Schlafmodus". Ein Fernsehduell, "das Funken schlägt, würde dabei nur stören".
Der Wahlkampf heißt so, weil die Demokratie Auseinandersetzung braucht. Die Menschen sollen aus dem Schlaf der Selbstgerechten geweckt werden und sich fragen: Sind die Dinge gut im Land? Was muss sich ändern? Darum gehört zum Kampf der Lärm der Waffen, das Getöse. Aber Dr. Merkel liebt es leise. Von ihr aus können die Leute gerne weiterschlafen.
"Die Leute sollen uns Politiker die Politik machen lassen, weil wir so viel mehr davon verstehen." Die Kanzlerin hat das einmal nach einem langen Brüsseler Verhandlungstag gesagt, der Journalist Nikolaus Blome hielt den Satz in einem Buch fest.
In dieser Kolumne trifft Augstein jun. gleich mehrere Nägel hintereinander auf den Kopf.
Die als selbstverständlich verstandene Einflussnahme Merkels auf die Form des öffentlichen TV-Duells der ÖR (offensichtlich ist das alte SED/FDJ-Gen nicht totzukriegen),
die Schlafmützigkeit des deutschen Wählers, der seine Ruhe haben will, wenn nicht ihm, sondern nur einem Viertel des Wahlvolks das Wasser bis zum Halse steht,
die Abgehobenheit Merkels, die sich als un(an)greifbare Wolke über den Niederungen des gesellschaftlichen Alltags schweben sieht.
Man kann nur den Kopf schütteln, was man dieser Frau alles durchgehen lässt. Aber offensichtlich liebt die Mehrheit der Wähler das Emotionslose, das Inhaltsbefreite, das ewig Gleiche.
Wäre das nicht so, gäbe es nämlich einen richtigen Wahlkampf.