30.01.2017, 19:59
Grundkurs in Volkswirtschaftslehre zu Trumps Mauerbauphantasien: :D
Amerikaner zahlen am Ende selbst für die Grenzanlage
Zitat:Auf dem Papier ist die Rechnung simpel: 2015 verkauften Mexikos Firmen Waren und Dienstleistungen im Wert von 325 Milliarden Dollar in die USA. In umgekehrter Richtung waren es 267 Milliarden. Das Defizit, das die Amerikaner verbuchten, betrug also 58 Milliarden Dollar. Bei einem Steuersatz von 20 Prozent kämen somit über zehn Milliarden Dollar im Jahr zusammen - "mehr als genug, um die Mauer zu bezahlen", wie Trumps Sprecher Sean Spicer erläuterte. Die Kosten für den Bau der Grenzanlage werden auf acht bis 20 Milliarden Dollar taxiert.
Doch Spicers Darstellung, damit habe man die Baukosten auf den widerspenstigen Nachbarn abgewälzt, hat einen Haken: Sie ist falsch.
Denn nicht die mexikanischen Exporteure zahlen die Steuer. Es sind vielmehr ihre Abnehmer in den USA, die auf Gewinne verzichten oder ihrerseits die Preise erhöhen müssten - auf Öl und Spielzeug, auf Möbel und Lebensmittel.
"Nicht Mexiko zahlt für die Mauer, die amerikanischen Verbraucher zahlen", sagt Jared Bernstein vom Washingtoner Politikforschungsinstitut CBPP, der von einer "dummen, sinnlosen Idee" spricht. Waren aus Deutschland würde den Plänen zufolge unter dem Strich um 15 Milliarden Dollar pro Jahr teurer, japanische um elf, chinesische gar um 67 Milliarden.
Die Verfechter der Steuer argumentieren dagegen, dass der Rückgang der US-Importe bei gleichzeitig steigenden Exportzahlen zu einem massiven Anstieg des Dollar-Kurses führen würde. US-Firmen müssten dann weniger Dollar aufwenden, um sie für Auslandseinkäufe in Peso oder Euro umzutauschen. Ihre Gesamtimportkosten blieben also gleich. Anders gesagt: Alles wäre wie vorher, nur dass der Staat fortan kräftig mitkassiert.
Doch das vermeintliche Wundermittel hätte gravierende Nebenwirkungen: Der rapide Dollar-Anstieg würde zu Chaos auf den Devisenmärkten führen und zugleich US-Ausfuhren in Staaten, die von der Steuer nicht betroffen sind, dramatisch verteuern.
Auch das Exportgeschäft von Schwellen- und Entwicklungsländern, die ihre eigene Währung an den Dollar gekoppelt haben, würde massiv erschwert. Umgekehrt könnte etwa die chinesische Regierung, die den Kurs des Renminbi nicht frei schwanken lässt, sondern kontrolliert, die Amerikaner einfach auflaufen lassen. Und schließlich würden die Kursverschiebungen Trumps jüngsten Versuchen zuwiderlaufen, zur Exportförderung den Dollar möglichst nach unten zu reden.
Spicer ruderte daher nach Bekanntwerden seiner Aussagen am Donnerstagabend gleich wieder ein wenig zurück und bezeichnete die Steuer nur noch als eine "Option".
Amerikaner zahlen am Ende selbst für die Grenzanlage