15.11.2020, 11:49
(15.11.2020, 10:07)Kreti u. Plethi schrieb: Wieso in den USA hat es ja auch geklappt, muss nur nicht durch einen Bürgerkrieg sein und dann zieht es sich eben.
Ok, in den GUS Staaten auch nur hatten die das falsche "Betriebssystem".
Apropos lernen, das ist nie vorbei.
Ich bin da etwa skeptischer.
Dass es in den USA gar nicht so toll geklappt hat, wie die euphorische melting-pot-Legende in den Medien und den meisten Sachbüchern uns jahrzehntelang weismachen wollte, wurde so manchen erst mit der Ära Trump klar - und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Die wirtschaftlichen und sozialen Gegensätze sind enorm, Rassismus besteht nicht bloß zwischen Weiß und Schwarz, sondern zwischen Latinos und Schwarzen bzw. Weißen und vielen anderen Bevölkerungsgruppen, und zwar umso heftiger, je prekärer die Lebensverhältnisse sind. Ob sich das jemals wieder zurück zu dieser eher unrealistischen multi-ethnic-society entwickelt, das bezweifle ich stark.
Jugoslawien bietet ein Beispiel dieses Scheiterns auf europäischem Terrain. Jahrzehntelang durch die Macht, die militärische Gewalt und die Aura des ehemaligen Partisanenführers Tito mit Mühe zusammengehalten, zerbrach der Vielvölkerstaat nicht erst nach Titos Tod in die verschiedenen, sich teilweise heftig bekämpfenden Ethnien. Das ging bereits in den 70-er Jahren los, als die Verfassung und damit auch die Politik unter wirtschaftlichem Druck "liberalisiert" und den Bundesländern mehr Föderalismus gewährt wurde. Der Anfang vom Ende.
So kann man sich anhand des derzeitigen Zustands und des Handlungsvermögens der EU ein Bild davon machen, wie gut bzw. schlecht die Chancen für eine mit einer Zunge sprechende und einheitliche EU stehen.
Mehr zentrale Macht zu Lasten der einzelnen 28 Mitgliedsländer (in Worten: achtundzwanzig) kann kein Thema sein, wer soll diese auch legitimieren. Die kulturellen, ethnischen, wirtschaftlichen, sozialen usw. Unterscheide sind viel größer als die des ehemaligen Jugoslawiens.
Der Status quo führt wohl kaum zu mehr Einigkeit. Und erzwungene Einigkeit, zumal über Geld erzwungene, führt fast immer zu Streitereien - und mehr.
Und wenn man abspecken würde auf die sechs Gründerstaaten inklusive skandinavischer Staaten und sich auf die Schaffung assoziierter, aber weitgehend autonomer Konföderationen (Südstaaten, Oststaaten, Balkanstaaten) einigen könnte?