15.12.2019, 22:22
(15.12.2019, 21:59)Sophie schrieb: Ja, das ist so, dass hohe Strafen ihre Wirkung in der Prävention oft verfehlen. Darum ging es mir aber gar nicht. In Amerika ist das Strafmaß eben sehr hoch - vor allem bei Kapitalverbrechen - und wie soll da ein Delinquent zu mehreren von diesen kommen können?
Ja. Das ist natürlich komplett absurd. Da gebe ich dir völlig recht. Es reicht völlig aus, jemanden zu einmal lebenslänglich oder einmal zum Tode zu verurteilen. Warum sollte man die Strafen also aufaddieren?
Das nennt sich hier in Deutschland dann "Gesamturteil", und dabei wird dann eher substrahiert als aufaddiert. Aber im angloamerikanischen Raum kennt man dieses Instrument der Rechtsprechung nicht. Die verurteilen dich dort im Zweifelsfall für 17 Morde 17 Mal zum Tod, obwohl das natürlich vollkommener Unsinn ist, weil du natürlich nur einmal sterben kannst. Und auch nur einmal im Leben lebenslang (und das bedeutet dort wirklich "lebenslang") im Knast sitzen kannst. Du kommst dort nicht nach spätestens 25 Jahren aus dem Knast raus, wenn dir kein Ausbruch gelingt und wirst hinterher auf dem Gefängnisfriedhof verscharrt.
Mehr als "lebenslänglich" oder "Todesurteil" geht also ganz einfach nicht. Und dafür reicht ein Gesamturteil.
Das ist also mehr eine Art Show. Sie wollen den Verbrecher durch das harte Urteil halt möglichst verächtlich machen. Und je öfter die Todesstrafe verhängt wird, desto abscheulicher wirkt er dann. Das muss der Hintergedanke dabei sein. Einen anderen kann ich mir auch beim besten Willen nicht vorstellen.
Aber ich habe diese Gesetze nicht geschrieben, weder die amerikanischen noch die deutschen. Ich kann leider auch nicht mehr, als sie möglichst gut zu interpretieren zu versuchen.