(07.08.2018, 08:30)Bogdan schrieb: Es wurde aus Reihen der CDU hat Thema Wehrpflicht / Dienstpflicht angestoßen.
Es wird auf absehbare Zeit weder Wehrpflicht noch eine Dienstpflicht geben. Die Bundeswehr wäre gar nicht in der Lage die große Anzahl Wehrpflichtigen aufzunehmen und auszubilden.
Ich bin gegen die Einführung von Zwangsdiensten für Frauen und Männer in Deutschland.
Um die Bundeswehr geht es weniger dabei. Man will auf Teufel komm raus verhindern, dass im Pflegesektor anständige Löhne bezahlt werden.
Das war doch schon zu meiner Zeit (um 1990) so, dass jeder wusste, dass eine Kaserne voller Heranwachsender im Kriegsfall überhaupt nichts bringt. Aber die Zivis waren begehrt und durften für 500 € wenigstens zum Teil so richtige Scheißjobs machen. Acht Stunden täglich bei annähernd 100 % Luftfeuchtigkeit und 30° Krankenhausbetten in der Bettenwaschanlage (gibt's wirklich) Betten von entlassenen oder verstorbenen Patienten saubermachen und so. Während die Chefin die ganze Zeit in ihrem klimatisierten Glaskasten saß, hektoliterweise Kaffee und bergeweise Kuchen vernichtete und aufpasste, dass der Zivi seine Arbeit machte. Und während sich die Bundis derweil bei lustigen Geländespielchen vergnügten.
Allerdings sind auch die Argumente der Gegner nicht überzeugend, wenn man das damals erlebt hat.
Zitat:Eine allgemeine Dienstpflicht für alle Männer und Frauen ab 18 Jahren, die über die im Grundgesetz verankerte Wehrpflicht hinausgeht, ist rechtlich problematisch. Artikel zwölf der Verfassung verbietet Zwangsarbeit: „Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, außer im Rahmen einer herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen Dienstleistungspflicht.“ Weder der frühere Zivildienst noch ein soziales oder ökologisches Jahr stellen nach der Lesart des Bundesverfassungsgerichtes eine solche „herkömmliche“ Pflicht dar.
Quelle: Welt
Das wussten wir damals auch, dass das Zwangsarbeit ist. Was denn sonst, wenn man das machen muss, weil einen sonst die Polizei oder die Feldjäger holen? Nur hat das damals von den Entscheidern und auch beim BVerfG kein Schwein interessiert. Mit der Begründung "Das mache ich alles nicht, weil das Zwangsarbeit ist, und die ist GG-widrig" (also bei einer sogenannten Totalverweigerung) wäre man nur im Knast gelandet.
Im Grunde bin ich auch dagegen. Vor allem, weil sich die Aufgaben der Bundeswehr gewandelt haben. Früher gab es lediglich eine abstrakte Bedrohung von außen. Und im Ernstfall hätte die Bundeswehr sowieso nichts mehr tun können. "Die Russen" wären nicht "gekommen", sie hätten einfach Bomben geschickt. Ich sehe aber nicht ein, warum junge, zwangsverpflichtete Leute ihr Leben einsetzen sollen, um "die Freiheit am Hindukusch" oder in Afrika zu "verteidigen". Wenn man eine Interventionsarmee statt einer Verteidigungsarmee will, dann muss man das mit Berufssoldaten machen. Es ist nicht vermittelbar, dass Zwangsdienstleistende in einem Krieg mit einem Land, das uns nicht angegriffen hat, verletzt oder getötet werden. Wenn sich ein Berufssoldat diesen Job ausgesucht hat, läuft das unter Berufsrisiko, er hätte sich ja auch woanders bewerben können.
Das Positive bei einer Reaktivierung der Wehrpflicht wäre lediglich, dass man sie im Zuge der Gleichstellung heutzutage auch für Frauen verpflichtend machen müsste. Damit die Mädels gleich, bevor man sie auf den Rest der Menschheit loslässt, erst mal lernen, dass Gleichstellung nicht bedeutet, dass man sich aus allem nur die Rosinen rauspickt. Sondern dass dann eben alle gleich sind, wenn sie gleichgestellt sind. Mit gleichen Rechten, aber auch gleichen Pflichten.