29.08.2019, 21:12
(29.08.2019, 20:31)Martin schrieb: Es geht m. E. weniger um die Länge, als um den Timeslot als solchen. Warum muss von 09:00 bis 17:00 Uhr geöffnet sein? Da sind "normale" Menschen in der Arbeit. Besser wäre von 11:00 Uhr Mittag bis 20:00 Uhr. Dann kann man das Geschäft mit dem Mittagessen und dem Abendessen mitnehmen und die Leute haben Zeit, nach der Arbeit noch etwas zu kaufen. Wer schlendert denn vor der Arbeit in Ruhe über einen Markt? Sicher nicht die Mehrheit.
Die gleiche Unsitte herrscht übrigens bei Flohmärkten. Da steht man am besten um 04:00 Uhr morgens auf, weil um 11:00 die ersten schon wieder einpacken. Bei uns gibts ab und an einen Nachtflohmarkt, den finde ich wirklich klasse.
Martin
Nun ja, Martin, die Obst- und Gemüsehändler auf dem Stadtmarkt müssen morgens um 3 Uhr nach München, um dort in der Großmarkthalle frisches Obst und Gemüse zu kaufen. Die Ware muss dann nach Augsburg gebracht werden und in den jeweiligen Ständen platziert werden. Der Händler hat also schon 5 Stunden Arbeit hinter sich, bevor das eigentliche Marktgeschäft beginnt. Nun sind ja nicht nur Obst- und Gemüsehändler aufdem Stadtmarkt, die Bäcker zum Beispiel dürfen da bereits ab 6 Uhr (da wird der Markt aufgesperrt) ihre Ware verkaufen. Dann gibt es diverse Imbissgeschäfte, die machen ihr Geschäft nur zwischen halb zwölf und zwei Uhr.
Und ganz deutlich: Wer nur über einen Markt "schlendern" will, der kann nicht als Alibi für längere Öffnungszeiten herhalten. Denn der Schlenderer bringt kein Geld in die Kasse von Händlern, er trinkt vielleicht ein Glas Sekt oder futtert eine Wurst, aber davon hat der Warenhandel rein gar nichts. Auf der Auer Dult in München hat man einige Jahre mal im Sommer die "lange Dultnacht" am Freitag gemacht, um neues Publikum zu gewinnen. Da waren dann Musikanten, Feuerschlucker und Clowns dabei, die ein Rahmenprogramm boten. Die Dult schließt dort normalerweise um 20 Uhr, bei der langen Nacht war erst um 23 Uhr Schluss. Ich habe um 20 Uhr meine Einnahmen gezählt und dann um 23 Uhr wieder, die Summen waren jedesmal identisch. Dafür "durfte" ich mir dann in München ein Hotelzimmer für knapp 100 Euro nehmen, weil der letzte Zug nach Augsburg um 23:11 Uhr ging und für mich nicht mehr erreichbar war.
Die Einzigen, die tatsächlich ein Geschäft machten, waren Imbiss- und Süßwarenstände. Nach einigen Jahren hat man die Sache wieder eingestellt, weil immer mehr Händler gemurrt haben. Ich weiß nicht, warum einige Zeitgenossen glauben, für ihr Vergnügen hätten andere Menschen kein Anrecht auf ein Privatleben. Als ich noch den Christkindlesmarkt beschickte, habe ich morgens um 9 Uhr den Stand betreten, Abfall entsorgt, Ware ausgepackt und den Stand für den Tag vorbereitet. Zuvor habe ich aber zuhause schon eine Stunde Ware hergerichtet, Bestellungen aus dem Internet verpackt und die Pakete zur Post gebracht. Dann bin ich den ganzen Tag im Stand und habe verkauft. Da freut es einen dann ganz besonders, wenn kurz vor 21:30 Uhr die Durchsage kommt, dass der Markt nun schließe und man dann zu hören bekommt: "Jetzt machen die schon zu". Abgesehen davon, dass ich da noch keineswegs Feierabend hatte, ist so eine Aussage für mich schlicht eine Frechheit.
Ich bin der Meinung, dass der Stadtmarkt kein Tummelplatz für Eventgänger ist, sondern eine Einkaufsquelle für Menschen, die auf frische Ware Wert legen. Diese Klientel hat auch ausreichend Zeit für ihren Einkauf. Eventgänger, die am Samstag bis gegen Mittag im Bett liegen, und dann glauben, der Stadtmarkt müsse für sie bis 20 Uhr geöffnet sein, die sind in der City-Galerie besser aufgehoben.