04.12.2019, 21:31
(04.12.2019, 21:14)forest schrieb: Ich versteige mich dazu, daß die meisten Menschen Digitaldenker sind. Der Wille befiehlt den geraden Weg auf das Ziel ohne Vor-, Rück- und Umsicht, wobei der Wille die Prostituierte des Gefühls ist und das Gefühl der Knecht chemischer Vorgänge.
Beispiel: Jemand hat Hunger (ein Gefühl); das Gefühl gehorcht dem Organismus, der sich selbst am Leben erhalten will (Magen meldet Arbeitslosigkeit), Speichelfluß eingetrocknet - will nass; die ganze Chemiefabrik, die wir Lebewesen nennen, ob mit Füßen, Flossen oder Flügeln oder ortsfest wie Pflanzen, will am Laufen gehalten werden. Das Gehirn steuert die nötigen physischen Aktivitäten quasi als Logistiker.
Das sind die Digital- oder Lineardenker.
Dann gibt es noch die Quer-, Breit- und Diagonaldenker. Die vermischen bzw. koordinieren Digital- und Analogdenke. Das sind die Triebaufschubkünstler.
Beispiel: Jemand hat Hunger. Wenn er sofort ißt, ist das Gefühl erstmal weg. Wenn er später ißt, muß er zwar etwas Leiden (Hunger leiden), kann ihn aber vielleicht genußvoller stillen. Was ist ihm mehr wert?
Er kann aber auch sofort essen, weil er später keine Zeit dazu hat. Bei mehreren sich überlagernden Denkvorgängen wird es analog. Kann mich aber auch täuschen...
So ähnlich funktionier(t)en Schachcomputer. Die ganz frühen Modelle waren Fresser, auf den schnellen Vorteil aus. Spätere Modelle beherrschten mehrere Halbzugtiefen und konnten somit erkennen, dass der "Hunger" später ein besseren Mahl versprach.
Die hochmodernen Schachcomputer rechnen zwar auch noch, haben aber gigantische Datenbanken im Hintergrund, um aus einer Zugstellung die optimalen Folgen aus früheren Spielen zu erkennen. Bezogen auf eine (künstliche) menschliche Intelligenz würde das bedeuten, dass jegliche Situation in der ein Mensch geraten könnte, als Muster mit optimaler Handlungsanweisung hinterlegt ist. Die Maschine wäre der perfekte Mensch.
Und noch eine wichtige Erkenntnis: Der Mensch kann sehr wohl Dinge schaffen, die intelligenter sind als er selbst. Gegen die Schachcomputer der neuesten Generation ist der Mensch chancenlos.
Martin