18.06.2019, 20:22
(18.06.2019, 19:49)leopold schrieb: Ich glaube nicht, dass Schröder vor der Wahl vorhatte, diese großen Reformen durchzuführen. Der wollte sich ebenso durchwurschteln wie sein Vorgänger, so jedenfalls ist meine Erinnerung. Dann stieg die AL aber überraschend schnell und hoch an - und er musste auf Druck der Presse handeln. Seinem Naturell entsprechend hat er dann natürlich das ganz große Rad gedreht, mit dem auch nicht an Minderwertigkeitskomplexen leidenden Peter Hartz hatte er den passenden Mann an seiner Seite. Heute stellt er das natürlich anders dar.
Der Fehler an den Reformen ist, dass mit einem Zeitversatz von zwei, drei Jahren der Mindestlohn hätte eingeführt und Fehlsteuerungen wie bei den Werkverträgen oder in der Zeitarbeit hätten korrigiert werden müssen. Da waren aber schon die Union und die FDP am Ruder und die haben das natürlich nicht getan.
Das klingt gar nicht mal so abwegig. Ich glaube nämlich auch, dass er recht ratlos war, als er plötzlich Kanzler war. Und dann musste nur der Richtige oder die Richtigen kommen, um ihm einzusagen.
Auch mit den Print- und sonstigen Medien haben Sie recht. Der SPIEGEL schrieb die Agenda 2010 geradezu herbai, und die Springer-Medien (Bild, BamS und Glotze) taten ihr übriges dazu.
Und dann natürlich noch die Bertelsmann-Stiftung, die ihm praktisch unterschriftsreife Gesetze frei Kanzleramt geliefert hat.
Ja, ich glaube auch, dass Schröder vom Ergebnis der Wahl überrascht war und kein Konzept hatte. Und dieses Vakuum haben dann Institutionen gefüllt, die zwar alles andere als demokratisch gewählt waren, aber die eines in der Schublade hatten.