(26.03.2019, 23:41)Sophie schrieb: Da muss doch nicht jeder, der sich für einen Urheber hält, weil ihm mal ein nettes Liedchen eingefallen ist für immer und ewig Kohle requierieren, weil sich nochmal jemand den Song anhört. Reproduktionsfähiges Schaffen ist absolut überbezahlt.
Eben. Deshalb auch der "Micky-Maus-Law"-Link oben, den leopold nicht verstanden hat.
Der hat nämlich sehr viel mit dem Thema zu tun. Denn was ist denn den Erben von Walt Disney oder der Walt Disney Company eingefallen? Gar nichts. Walt Disney hat sich wenigstens eine gezeichnete Maus einfallen lassen vor langer, langer Zeit. Aber diese Typen jetzt haben doch gar nichts damit zu tun, außer dass sie sich am Werk eines schon lange Toten immer noch bereichern wollen.
Wenn man das aufs reale Leben umlegt, wäre das so, als ob ein Zimmermann, der mal einen Dachstuhl gebaut hat, jedes Jahr Geld vom Hauseigentümer verlangen dürfte. Und dann noch seine Erben für die nächsten 100 Jahre oder so. Das geht beim geistigen Eigentum so wenig, wie es bei einer Handwerkerleistung geht. Es gibt jedenfalls keinen Grund, warum das beim geistigen Eigentum anders sein sollte als bei physischen Gütern.
Ein Urheberrecht von vielleicht fünf, höchstens zehn Jahren wäre für Musik, Filme und Texte völlig ausreichend. Wer es nach dieser Zeit noch immer nicht geschafft hat, damit Geld zu verdienen, muss auch hinterher keines mehr dafür bekommen.
Am schlimmsten ist es bei "alten" Bands wie z.B. Led Zeppelin. Die haben alle ihre Proben im Studio und jedes ihrer Konzerte direkt am Mischpult mitgeschnitten, es liegt also von so gut wie allem, was sie jemals live gespielt haben, eine Live-Aufnahme in erstklassiger Qualität vor. Aber die Plattenfirma sitzt immer noch auf dem Urheberrecht und veröffentlicht so gut wie gar nichts davon, und wenn, dann in Zusammenschnitten von Konzerten, die sich dann zwar anhören, als ob es ein einziges Led-Zeppelin-Konzert wäre. Aber diese scheinbaren Konzerte haben so nie stattgefunden. Wenn sich die Aufnahmedaten genau ansieht, dann sieht man, dass das aus drei oder vier verschiedenen Konzerten zusammengestückelt ist. Und das ist nicht nur fast Betrug, sondern vollendeter (Beispiele: "The Song Remains the Same", "How the West Was Won").
Allerdings sind diese Originalbänder einmal bei einem Einbruch in Jimmy Pages Villa "abhanden gekommen" und seitdem gibt es jede Menge Bootlegs davon. (Sonst fehlte übrigens nichts; die Einbrecher wussten genau, worauf sie es abgesehen hatten.) Natürlich alles illegal, aber dafür komplett und unverfälscht. Ein echter Fan besorgt sich das natürlich und hört sich das an, weil es viel interessanter ist als diese zusammengefrickelten Versatzstücke aus dem Plattenladen. Kostet auch nichts, und kommt sogar meist als FLAC-Dateien daher, also verlustfrei und nicht als MP3 und dergleichen komprimiert. Wenn man will, kann man sie direkt anhören oder sie auch dekomprimieren und so die ursprünglichen WAV-Dateien wieder herstellen, so dass man dann quasi im Besitz der originalen CDs ist.
Das finde ich das Allerschlimmste. Darauf bestehen, die Urheberrechte zu haben, aber die Aufnahmen dann auch nach 35 oder 40 Jahren nicht an die, die es brennend interessieren würde, würde herauszugeben. Das ist ein eindeutiger Missbrauch des Urheberrechts.