08.03.2019, 15:46
(08.03.2019, 15:00)EvaLuna schrieb: Doch es geht um viel mehr! Da Scholz den Spitzensteuersatz anheben will, ist die Diskussion
wieder mal voll entbrannt. Und nach wie vor kursieren Falschmeldungen über die tatsächliche Belastung höherer Einkommen, so dass angeblich schon Normalverdiener über Gebühr belastet werden. Das ist nicht der Fall.
Ich habe das jetzt an x Beispielen aufgezeigt, dass der Grenzsteuersatz von 42 % ab Einkommen über 56.000 Euro brutto kaum eine Rolle spielt, da die Steuerbelastung insgesamt bei diesem Jahreseinkommen sowieso nur ca. 20 % ausmacht je nach Steuerklasse. Da muss sich niemand fürchten vor dem Grenzsteuersatz.
Und warum wurden die Einkommensgrenzen die letzten 20 Jahre nicht erhöht? Das Steuersystem hat sich seit dem ziemlich verändert. Darauf hatte ich bereits hingewiesen.
1. der Eingangssteuersatz wurde von 25,9 % (1997) auf 14 % heute abgesenkt wurde.
(davon profitiert jeder, aber vor allem Geringverdiener. Das war der Plan).
2. der Spitzensteuersatz wurde von 53 % (1997) auf heute 42/45 % abgesenkt.
Das alles hatte zur Folge, dass heute niemand mehr Steuern zahlen muss als vor über 20 Jahren, sondern weniger.
Die Studie von wirtschaftsnahen Institut IW Köln hatte ich mehrmals verlinkt.
Hier kann man alle Tabellen finden:
Einkommenssteuer im Verlauf
Ich finde es wirklich unredlich, dass ich hier von manchen Herren so unsachlich angegriffen werde. Letztendlich habe ich wohl einigen überhaupt bewusst gemacht (auch Mitlesern!), dass die Diskussion um die Spitzensteuersätze völlig aufgeblasen ist und manchmal auch mit falschen Zahlen operiert wird. Ich habe sehr viel Zeit investiert um das aufzubröseln. Bisher kamen keine Fakten, die das entkräften können was ich beigetragen habe.
Im Gegenteil, es wurde noch mehr Verwirrung gestiftet durch die Grundtabelle, die überhaupt keine reale Aussagekraft hat mit den Durchschnitts- und Grenzsteuersätzen.
Und Sie haben immer noch nicht kapiert, was ich meine: Natürlich brachte die Schröder'sche Steuerreform eine große Entlastung, aber eben insbesondere für Niedrigverdiener und Spitzenverdiener. Die mittleren Einkommen wurden zwar natürlich systemgemäß dadurch auch entlastet, aber nicht so stark wie die anderen Einkommensgruppen.
Aber genau diese Gruppe ist es, die in den letzen 20 Jahren von der kalten Progression besonders betroffen war. Es mag Ihnen als irrelevant erscheinen, wenn der effektive Steuersatz beispielsweise im Laufe der Zeit von 17 % auf 23 % ansteigt, weil das nominale Einkommen, bekanntlich aber nicht in annähernder Weise das reale Einkommen gestiegen ist. Für die Betroffenen ist das jedoch ein realer Wohlstandsverlust, nämlich 35 % mehr abgeführte Steuern als vorher.
Und Grenzsteuersätze haben keine Bedeutung? Es ist sehr wohl ein Unterschied, ob für jeden zusätzlich verdienten Euro 30 % oder 42 % an den Fiskus gehen.