30.10.2016, 23:17
(30.10.2016, 22:48)Martin schrieb: Das liegt aber auch daran, weil der Deutsche quantitativ denkt: "Ich kann drölfzig Sender mit den Rundfunkgebühren sehen, warum soll ich nochmal 15 Sender fürs gleiche Geld kaufen?" Das bei den drölfzig Sendern nur Füllmaterial, 100fache Wiederholungen, Merkel-TV und Billigzeugs läuft, interessiert ihn nicht. Das er bei den 15 anderen mehr werbeunterbrechungsfreie Qualität innerhalb einer Woche zu sehen bekommt als im ÖR das ganze Jahr über, weiß er nicht.
Das mag mit hineinspielen. Und so ganz falsch ist es ja, je nach Nutzungsverhalten, auch nicht. Bei wem der Kasten den ganzen Tag läuft und lediglich als Hintergrundberieselung dient, dem ist vermutlich nicht so wichtig, was da genau läuft. Man kann das vielleicht noch allgemeiner sagen. Wer sich schmerzfrei Privatfernsehen ansehen kann, ohne spätestens beim zweiten Werbeblock wegzuzappen, dem sind die Inhalte wohl eher nicht so sehr wichtig. Sonst würde er merken, dass Werbeunterbrechungen z.B. den Spannungsbogen eines Spielfilms völlig kaputtmachen können. Ich bin dann raus und muss mich erst wieder hineinfinden, wenn es weitergeht. Das macht keinen Spaß. Also entweder Werbung rausschneiden und erst dann ansehen oder gar nicht ansehen.
Wer den Fernseher meistens aus hat und sich gezielt Sendungen heraussucht, sie sehenswert sind, der stellt schnell fest, dass das die Suche nach der Nadel im Heuhaufen ist.
(30.10.2016, 22:48)Martin schrieb: Hinzu kommt, dass Sky m. M. ein Vermarktungsproblem hat. Wenn man einen Nicht-Sky Kunden nach Sky fragt, kommt meist als Antwort "Bundesliga". Der Sender wird in D in erster Linie als Sportsender wahrgenommen.
Das ist inzwischen so, ja. Es war nicht immer so. Anfangs, als Sky noch Premiere hieß, warben sie noch v.a. damit, dass es dort Kinofilme früher als im Free-TV und natürlich ohne Werbeunterbrechung gebe.
Das mit der Verengung der Werbung für Premiere auf Fußball ist m.E. ein Fehler, denn:
Zitat:Fußball trifft nach wie vor auf hohes Interesse der Deutschen: 36 Prozent der Bevölkerung geben an, sich (sehr) für Fußball zu interessieren, 20 Prozent sind weniger interessiert und 44 Prozent interessieren sich „gar nicht“ für den Volkssport Nummer 1. In Ostdeutschland stellt sich das Fußballinteresse mit 26 Prozent deutlich geringer dar als im Westen (39 Prozent).
Quelle: PDF
Sie zielen mit ihrer Promotion ohne Not nur auf eine Minderheit, nämlich auf die 36 %. Die 20 % "weniger Interessierten" werden sich wegen Fußball kein Premiere zulegen und der Rest sowieso nicht. Sie lassen also 64 %, rund zwei Drittel, der potentiellen Kunden links liegen.
(30.10.2016, 22:48)Martin schrieb: Eine "Grundversorgung" ließe sich auch auf freiwilliger Basis mit verschlüsselten Smartcards realisieren. Nur wäre der ÖRR am nächsten Tag pleite, wenn der Verbraucher die Wahl zwischen dem ÖR und Pay-TV hätte.
Die Verschlüsselung wäre aus einem anderen Grund sinnvoll. Wenn ARD oder ZDF Film- oder Sportrechte kaufen, müssen sie sie für ganz Europa kaufen, weil man ihre Sendungen in ganz Europa über Satellit unverschlüsselt empfangen kann.
Wenn jeder Beitragszahler eine Smartcard geschickt bekäme, könnte man die Rechte deutlich billiger nur für Deutschland kaufen. Damit könnte man den Beitrag zwar nicht groß drücken, aber möglicherweise auf etwa 15 €. Die Österreicher machen vor, wie das geht.