06.01.2019, 15:49
(06.01.2019, 15:33)leopold schrieb: Und es wird noch besser:
Schauen wir uns noch einmal die vierte Säule des deutschen Journalismus an: Journalisten haben die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der öffentliche Raum nicht von Links- oder Rechtextremen gekapert wird. Sie verteidigen die Demokratie und die Würde aller Menschen. Sie halten am Nachkriegskonsens einer Bundesrepublik fest, die mit ihrer sozialen Marktwirtschaft fest in Europa verankert ist. Diese vierte Säule ist in Bewegung geraten. Es ist keine stillschweigende Annahme, keine unausgesprochene Überzeugung mehr, sondern eine zentrale Position in Medien und Politik. Sie wird zunehmend verteidigt werden müssen. Sie wird zunehmend angegriffen werden. Darum geht es, wenn der beleidigende Vorwurf „Systempresse“ erhoben wird. Sie werden aber nicht bloß für Ihren Beruf eintreten müssen, sondern sich radikalere und zugleich kreativere Formen ausdenken müssen, wenn Sie Ihrer Aufgabe gerecht werden wollen.
Ich würde da andere Passagen fetten:
Zitat:Schauen wir uns noch einmal die vierte Säule des deutschen Journalismus an: Journalisten haben die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der öffentliche Raum nicht von Links- oder Rechtextremen gekapert wird. Sie verteidigen die Demokratie und die Würde aller Menschen. Sie halten am Nachkriegskonsens einer Bundesrepublik fest, die mit ihrer sozialen Marktwirtschaft fest in Europa verankert ist. Diese vierte Säule ist in Bewegung geraten. Es ist keine stillschweigende Annahme, keine unausgesprochene Überzeugung mehr, sondern eine zentrale Position in Medien und Politik. Sie wird zunehmend verteidigt werden müssen. Sie wird zunehmend angegriffen werden. Darum geht es, wenn der beleidigende Vorwurf „Systempresse“ erhoben wird. Sie werden aber nicht bloß für Ihren Beruf eintreten müssen, sondern sich radikalere und zugleich kreativere Formen ausdenken müssen, wenn Sie Ihrer Aufgabe gerecht werden wollen.
Und auch hier:
Journalisten haben mir berichtet, dass es nach Köln ein „Umdenken“ gab, und nach dem schockierenden Wahlergebnis von 2017 dauert die Selbstbefragung bis heute an. In Redaktionen und Seminarräumen wird nun intensiv darüber debattiert, wie über den Rechtspopulismus berichtet werden soll, welche Aufmerksamkeit man ihm geben soll und was mit Blick auf die wachsende Kluft zwischen Journalisten und Öffentlichkeit zu tun ist, die weit über die Anhänger von AfD und Pegida hinausgeht. Viele meiner Gesprächspartner waren etwa der Ansicht, dass die Hauptstadtjournalisten ein allzu enges Verhältnis zu den politischen Akteuren haben. Diese Kritik kann jederzeit erhoben werden, aber sie hat ein anderes Gewicht, wenn überall in Europa Rechtspopulisten auf dem Vormarsch sind. Wie zeigen wir klar und unmissverständlich, dass wir auf der Seite der Öffentlichkeit stehen? Dass wir zuhören? Das sind Fragen, die sich deutsche Journalisten heute stellen, während sie vor den Ereignissen von 2015–2017 vermutlich davon ausgingen, dass die Antworten auf der Hand liegen. Das meine ich, wenn ich von einer Zäsur im deutschen Journalismus spreche.
Zitat:Journalisten haben mir berichtet, dass es nach Köln ein „Umdenken“ gab, und nach dem schockierenden Wahlergebnis von 2017 dauert die Selbstbefragung bis heute an. In Redaktionen und Seminarräumen wird nun intensiv darüber debattiert, wie über den Rechtspopulismus berichtet werden soll, welche Aufmerksamkeit man ihm geben soll und was mit Blick auf die wachsende Kluft zwischen Journalisten und Öffentlichkeit zu tun ist, die weit über die Anhänger von AfD und Pegida hinausgeht. Viele meiner Gesprächspartner waren etwa der Ansicht, dass die Hauptstadtjournalisten ein allzu enges Verhältnis zu den politischen Akteuren haben. Diese Kritik kann jederzeit erhoben werden, aber sie hat ein anderes Gewicht, wenn überall in Europa Rechtspopulisten auf dem Vormarsch sind. Wie zeigen wir klar und unmissverständlich, dass wir auf der Seite der Öffentlichkeit stehen? Dass wir zuhören? Das sind Fragen, die sich deutsche Journalisten heute stellen, während sie vor den Ereignissen von 2015–2017 vermutlich davon ausgingen, dass die Antworten auf der Hand liegen. Das meine ich, wenn ich von einer Zäsur im deutschen Journalismus spreche.