04.06.2019, 17:29
Großartiger Kommentar, der die Phänomene „Brexit“ und „Trump“ treffend beschreibt.
Kleinster gemeinsamer Geist
Zitat:Der vermeintliche Zuwachs an Souveränität, den der Austritt aus der EU den Befürwortern des Brexit zufolge bedeutet, wird in Wahrheit darin bestehen, sich tief und tiefer vor Nationen wie den USA und China zu verneigen und künftig zu deren Bedingungen Handel zu treiben.
Dass der amerikanische Präsident ein Freund des Brexit ist, liegt aber vielleicht auch daran, dass er darin ein Phänomen erkennt, das dem Trumpismus nicht unähnlich ist. Im Einzelnen spielen viele Ursachen eine Rolle, aber generell lässt sich sagen, dass die Wahl Trumps und die Zustimmung zum Brexit demselben Impuls entspringen: gegen etwas zu sein, das ein als solches empfundenes Establishment als richtig empfiehlt. Es geht dabei nicht um Sachfragen. Das ist auch der Grund dafür, warum sowohl Trumps Basis als auch der Kern der Brexit-Anhänger für rationale Argumente nicht empfänglich sind.
Es spielt keine Rolle, dass die Brexit-Kampagne auf Lügen basierte, dass jede Prognose wirtschaftliche Einbußen prophezeit. Es ist auch Trumps Anhängern egal, dass dieser notorisch lügt, dass seine willkürlichen Zölle und Handelskonflikte dem Land schaden. Es geht darum, dass sie der anderen Seite etwas abgetrotzt haben, und das wollen sie sich nicht nehmen lassen, je weniger, desto mehr ihnen erklärt wird, dass sie sich mit den falschen Mächten eingelassen haben.
Kleinster gemeinsamer Geist