23.07.2018, 21:28
(23.07.2018, 20:47)Lueginsland schrieb: Und wie reagieren die "unbeteiligten Türken?
Der türkische Sportminister Mehmet Kasapoglu
(als 1-jähriger nach D. gekommen, hat hier studiert und besitzt als türkischer Minister auch die deutsche Staatsangehörigkeit)
twitterte ein Foto des lächelnden Özil mit Erdogan und schrieb dazu: "Wir unterstützen aufrichtig die ehrenhafte Haltung, die unser Bruder Özil gezeigt hat."
"In das Land, in dem er (Özil) Fußball spielt, kommt ein Staatsmann seiner ursprünglichen Heimat .....
Dabei ist Özil doch in Gelsenkirchen urgesprungen, kreisfreie Stadt in NORDRHEIN-WESTFALEN.
Das wird aber in Deutschland genauso gesehen, vom Staatsbürgerrecht aus.
Kommt ein US-amerikanisches Paar auf Urlaub nach Deutschland, sie hochschwanger, und dann wird das Kind hier geboren -> Amerikanische Staatsangehörigkeit.
Kommt ein deutsches Paar auf Urlaub in die USA, sie hochschwanger, und dann wird das Kind dort geboren -> Amerikanische Staatsangehörigkeit (vermutlich auch deutsche, weil die Eltern deutsch sind, also doppelte Staatsangehörigkeit)*.
Es gibt halt zwei Systeme, von denen man nicht sagen kann, welches besser ist. Das eine (unseres) stellt auf die Staatsangehörigkeit der Eltern ab, beim anderen (dem amerikanischen) kommt es nur auf den Geburtsort an.
Das hat auf der einen Seite historische Gründe aber wenn man tiefer gräbt, liegt es eigentlich an verschiedenen Denkweisen darüber, wie das geregelt sein sollte. Die türkische Denkweise entspricht eigentlich eher der unseren hier. Wenn die Eltern türkisch sind, ist auch der Sohn türkisch, so sehen die das. Im Grunde genau wie wir hier, wenn man "deutsch" statt "türkisch" einsetzt. Ich weiß nicht recht, was daran verwerflich sein soll. Es sind zwei Möglichkeiten die Staatsangehörigkeit eines Neugeborenen festzulegen, die beide möglich sind. Aber man muss sich natürlich grundsätzlich für eine davon entscheiden, sonst gibt es ein Durcheinander.
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* Wobei das mit der doppelten Staatsangehörigkeit gar nicht so wünschenswert ist. Ich habe Abitur mit einem gemacht, der hatte die deutsche und die französische Staatsangehörigkeit. In beiden Staaten gab es damals noch die Wehrpflicht. Der konnte nach seinem 18. Geburtstag nicht mehr nach Frankreich einreisen. Also, er hätte schon können, aber sie hätten ihn an der Grenze festgenommen und ihn erst mal seinen französischen Grundwehrdienst ableisten lassen. Das war für ihn aber völliger Quatsch, denn er konnte so gut Französisch wie alle von uns, nämlich so gut wie gar nicht, und wollte auch in Deutschland bleiben und hier eingezogen werden und den Wehrdienst ableisten. Er sah aber nicht ein, warum er doppelten Wehrdienst leisten soll. Hätte ich an seiner Stelle auch nicht getan, Frankreich wäre für mich genauso unbetretbar gewesen wie für ihn. Und Frankreich hat ihn auch nicht aus der Staatsbürgerschaft entlassen, die er nicht brauchte und nicht wollte. Das ist nicht der Sinn von Staatsangehörigkeiten, sondern die Perversion davon.
Das war sowieso ein bisschen seltsam. Der hatte außerdem einen englischen Vornamen (Jason) und einen ebensolchen Nachnamen, den ich aber hier aus Datenschutzgründen nicht schreibe. So was ähnliches wie "Stephenson". Die genaue Geschichte, wie es zu dem Jungen überhaupt kam, wäre also durchaus interessant gewesen. Leider kenne ich sie nicht.