23.11.2017, 00:48
(22.11.2017, 19:15)Serge schrieb: Sorry, der Hinweis auf die AfD geht mir am A ... vorbei. Solche Hinweise sollte man sich abgewöhnen, sie sollen eh nur der Einschüchterung dienen.
Nicht dass ich es nicht aushalten könnte, mit einer mir nicht gefälligen Meinung konfrontiert zu werden. Das erlebe ich jeden Tag in Wort, Text und Bild mehrfach und ich kann sehr gut damit umgehen.
Doch wenn in allen Zeitungen bzw. deren Kommentaren am Tag nach dem Abbruch der Sondierung haargenau dasselbe steht und in den Kommentaren im Fernsehen auch genau dasselbe erzählt wird - nämlich die grüne Version von der Hinterhältigkeiit der FDP -, da läuten bei mir die Alarmglocken. Da fehlt es schlicht und einfach an der journalistischen Sorgfaltspflicht. Solche Äußerungen (wie die, dass die FDP die Sondierung mit Absicht und mit Plan hat platzen lassen) sollten Journalisten und Kommentatoren eigentlich gründlich hinterfragen. In diesem Fall hätte sogar gereicht, bei einem FDP-Politiker, der an den Sondierungsgesprächen teilgenommen hatte, nachzufragen. Zumindest hätte man dann die Einschätzung der FDP zu hören bekommen und man hätte dann in der Berichterstattung und in den Kommentaren das der Fairness halber einfließen lassen können. Doch das passierte - und dann auch nur vereinzelt - am Tag darauf. Am Montag noch unisono: Schuld der FDP.
Und auch der Hinweis auf den Verschwörungstheoretiker zieht bei mir überhaupt nicht.
Glaubt, was ihr wollt, und ich weiß, was ihr wollt.
Und nein, ich habe noch nie in meinem Leben die FDP gewählt und werde sie auch aller Voraussicht nach nie wählen.
O.k.
Welche Schlüsse sind also nun seitens uns Wahlvieh zu ziehen? Dass die FDP die einzig aufrechte Partei der Verhandelnden war und ist und dass die Mainstreampresse zu undifferenziert ist und einfache Lösungen bevorzugt?
Ist es nicht vielmehr interessant, dass sich viele Politiker des ehemaligen und eigentlichen Wunsch-Koalitionspartners CDU/CSU verstört über die Liberalen zeigen? Ich werfe den Gelben doch gar nicht das Durchboxen des eigenen Wahlprogrammes vor. Natürlich wollen die nun nach der "Auferstehung" Stabilität demonstrieren. Ich werfe denen vor, von Anfang an keinen echten Willen zur Einigung gehabt zu haben. Man "kannte" sich doch, das Gebahren der Grünen z.B. dürfte doch keine Überraschung gewesen sein.
Mir und vielen anderen stinkt diese Zeitverschwendung, es hinterlässt das Gefühl auf den Arm genommen worden zu sein und das aufgrund eines qusi "verlängerten Wahlkampfes" der FDP. Der eigentliche Auftrag war, eine Regierung zu bilden. Dazu waren sie nicht willens, das Kalkül war ein anderes.
Zu deiner Erklärung, was dich an den Grünen damals enttäuscht hat: Welche Partei hat sich nicht verbogen, von dem Moment an, wo man in Entscheidungsverantwortung steht? Opposition zu machen ist deutlich einfacher. Deutschland steckt nun mal in einem geopolitischen und wirtschaftlichen Korsett. Nur Schröder hatte im Irak-Fall eben den Mum, sich nicht zu beteiligen, doch das war auch Wahlpolitik, da er die Bevölkerung hinter sich wusste und der Irakkrieg deutlich völkerrechtswidriger als der Kosovokrieg war.