28.01.2018, 22:56
(28.01.2018, 21:10)PuK schrieb: Um noch einen anderen Aspekt in die Diskussion einzubringen, der bisher ein wenig vernachlässigt wurde.
Es ist halt auch einfach der falsche Weg, solche Dinge öffentlich zu machen, bevor ein Gericht in einer öffentlichen Verhandlung über die Schuld entscheidet.
Das sehe ich ähnlich. Wenn jemand einen anderen Menschen tötet oder schwer verletzt, dann wird in der Presse wegen des Persönlichkeitsschutzes allenfalls der Vorname und der Anfangsbuchstabe des Nachnamens genannt. Handelt es sich aber um eine bekannte Persönlichkeit, dann scheut man sich nicht, sofort den vollen Namen zu nennen, auch wenn ein Tatnachweis noch überhaupt nicht erbracht ist. Jeder "einfache" Straftäter wird durch Unkenntlichmachung des Bildes und durch Nichtnennung des Namens geschützt, um ihm nach Verbüßung der Strafe die Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen. Der Promi hat hingegen diese Chance nicht, ein Linus Förster ist definitiv gesellschaftlich erledigt. Auch ein Kachelmann hat keine Chance, selbst noch einmal im öffentlichen Bereich tätig zu werden.
Nehmen wir das Beispiel Wedel. Warum kann die Presse nicht einfach schreiben, dass ein bekannter Regisseur des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wird? Sollten sich die erhobenen Vorwürfe bestätigen und ein Gericht ein entsprechendes Urteil fällen, dann könnte man immer noch von einem Dieter W. schreiben. So aber läuft längst eine Vorverurteilung, ohne dass jemand tatsächlich alle Fakten kennt. Die einen konnten Wedel noch nie leiden, die anderen "wussten" ja schon immer, wie es in der Branche läuft.
Warum lässt man eigentlich nicht die Judikative ihre Arbeit machen, die ist nämlich verantwortlich für die Findung von Schuld und Unschuld. Es mag sich jeder mal vorstellen, wie es wäre, wenn die eigene Person mit Vorwürfen belastet würde, und die Presse groß darüber berichten würde. Hier im Forum heulen einige schon herum, weil ihr Nick von anderen Usern angegriffen wird oder weil angeblich etwas aus ihrem Privatleben von anderen Usern erzählt wird. Man stelle sich vor, dass dann jemand mit vollem Namen und mit Beschuldigungen genannt wird....
Es wurde ja schon einige Male geschrieben, dass niemand Straftaten gut heißt. Aber im deutschen Recht gilt immer noch die Unschuldsvermutung, solange es kein anders lautendes Urteil gibt. Das hat nichts mit Schonung von Tätern zu tun, aber auch ein Täter hat das Recht, auf ein unbeeinflusstes Urteil durch ein Gericht. Welche Chance auf so ein Urteil hat wohl jemand, der lange vor einem Prozess schon verurteilt wurde durch die Medien?