11.01.2018, 16:12
Eine gute, verständnisvolle und kluge Darlegung der Sachlage, geschrieben von einer Frau, die sich bei Frauen und Männern auskennt - so wie sich das liest:
Zitat:Da versammeln sich Catherine Millet, Catherine Deneuve und weitere angesehene Französinnen hinter einem Text, der Männern "das Recht, lästig zu sein" zugesteht, manchen Auswüchsen der "Me Too"-Debatte Verbissenheit vorwirft und das Recht auf sexuelle Freiheit verteidigt.
Der Beitrag aus Frankreich ist wichtig dafür, dass die "Me Too"-Debatte eine ernstzunehmende Bewegung bleibt und nicht als einseitige Lobbyarbeit von Frauen gegen Männer wahrgenommen wird. Vielfalt der Stimmen belebt den Diskurs und stärkt daher das Anliegen von Frauen, Strukturen sexualisierten Machtmissbrauchs in der öffentlichen Sphäre abzubauen.
Die Autorinnen erkennen in der "Me Too"-Debatte eine Tendenz, die gefährlich wäre, würde sie sich auswachsen: einen moralischen Totalitarismus, den Verlust der Fähigkeit, zwischen Flirt und sexueller Nötigung zu differenzieren. Dagegen schreiben sie an. Es ist gut und wichtig, dass dieses Argument von Frauen kommt. Denn von Männern wäre es erstens weniger überraschend und zweitens sähe sich derjenige, der es äußert, zu Recht oder zu Unrecht sofort dem Verdacht ausgesetzt, sich seine eigenen Vergehen nicht eingestehen zu wollen. Man kann den Gastbeitrag als Verharmlosung von ekelhaftem Verhalten von Männern gegenüber Frauen interpretieren. Man kann ihn aber auch so lesen, dass er die Frauen ermächtigen will, selbst die Grenzen zu ziehen. Darum geht es den französischen Frauen.
http://www.sueddeutsche.de/leben/metoo-d...-1.3819887