(16.11.2017, 10:17)Martin ungefähr schrieb: Na ja, Kinderbücher mit einer Reise zum Mond gab es auch schon um Achtzehnhundertschlagmichtot.
Nein. Das war nicht Kinderbuchniveau, und es ist schade, dass es diese Bücher nicht mehr gibt.
Du darfst das nicht mit der Verhätschelung heutzutage verwechseln, wo es eigene Nachrichten für Kinder gibt, die vollkommen weichgespült sind. Nein, die haben wirklich versucht, der Jugend (Zielgruppe waren nicht Kinder, sonder Jugendliche von 10 bis 15, ich schrieb nicht von ungefähr von "Jungendbüchern") die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse nahezubringen. Der Unterschied zu "Erwachsenenbüchern" war nur, dass sie nur Grundschulkenntnisse voraussetzten und nicht davon ausgingen, dass z.B. Begriffe wie "Kernspaltung" dem Leser bekannt seien. Das war durchaus seriös und auch relativ teuer für ein Buch. Ich meine, die letzten Ausgaben haben so um die 30 DM gekostet, was damals ein anständiger Preis für ein Buch war. Dafür bekam man aber auch ein solides Hardcover mit Fototafeln in Hochglanz, in den 50ern noch schwarzweiß, in den 80ern durchgehend farbig. Das war vergleichbar mit "Spektrum der Wissenschaft" oder den Scienceblogs.
Die hatten auch keine Probleme, Schrumpfköpfe aus deutschen Konzentrationoslagern abzubilden. Da gaben sich die 50er und 60er Jahre völlig unschuldig und sind nur auf die Methoden eingegangen, wie man so einen Schrumpfkopf herstellen kann, wenn man irgendwo gerade einen abgeschnittenen Kopf rumliegen hat. Aber wo diese Fotos herkamen, stand nicht dabei. So war das damals hier bei uns, herrlich "unschuldig".
Den in dem oben verlinkten Artikel genannten Band 1 vom "Neuen Universum" hatte ich übrigens auch. Da haben sie ganz begeistert über ein neues transatlantisches Tiefseekabel berichtet. Das war damals Spitzentechnologie. Hochinteressant, allerdings anfangs ein bisschen mühsam zu lesen, weil alles in Fraktur. Aber man gewöhnt sich relativ schnell daran.
Krass war auch ein Experiment, das in so einem Buch (in dem Fall nicht "Das Neue Universum", sondern "Kosmos" oder so ähnlich) enthalten war, zum Nachmachen:
Man nehme ein Metallrohr und montiere es in etwa im 45°-Winkel auf eine Holzplatte, die dann als Aufsteller dient. Das Rohr sollte, wenn man das Ganze auf die Holzplatte stellt, also schräg nach oben zeigen. Sodann nehme man dünnen, isolierten Kuperdraht, und wickle ihn in mehreren Lage möglichst eng um das Rohr. Damit die Sicherung nicht fliegt, kaufe man sich noch einen billigen Widerstand und schalte ihn dazwischen. Dann nehme man ein kurzes Stück von einem dickeren Metallrohr, das über das dünne Rohr und die Drahtwicklungen passt, ich nenne es mal "Hülse", und schiebe es ganz nach unten. Jetzt verbinde man die Enden des Drahts mit einem Stromstecker und stecke diesen in die 220-V-Steckdose.
Falls alles geklappt hat, wird man feststellen, dass es die Metallhülse mit hoher Geschwindigkeit in die Richtung abschießt, in die das Rohr zeigt. Heute würden sie einen lynchen, wenn man so was iin einem Buch für Jugendliche veröffentlichen würde. Damals war das kein Problem, 'cause Darwin ruled.