08.11.2017, 19:26
(08.11.2017, 18:07)leopold schrieb: Dass darüber so heftig diskutiert wird, hängt wohl hauptsächlich damit zusammen, dass ich mich damit auseinandergesetzt habe, meinen Sie nicht auch? Von Ihnen kam bisher inhaltlich ja leider bisher gar nichts.Tut mir leid, aber auf eine zerpflückte Zitatesammlung lässt sich schlecht eingehen.
Das Nachfolgende ist doch die Passage, die Ihnen so gefällt. Tatsächlich schwere Kost, aber anders, als Sie glauben. Ich wollte es Ihnen und mir ersparen, aber wenn Sie unbedingt mögen:
Was soll das sein „Grenzen der Glaubwürdigkeit", gibt’s da mehrere?
Wer sich mal mit Soziologie oder Philosophie befasst hat, weiß, dass in diesen Fachgebieten die exakte Abgrenzung von Begriffen unerlässlich ist. Hier wird so getan, als seien „Glaubwürdigkeit“ und „Wahrheit“ dasselbe, nur um der Pointe willen. Die Formulierung „ist es so eine Sache“ spricht für sich, meine ich.
Auch eine gewagte These. Kriege werden selten um Wahrheiten geführt, Kriege werden um materielle Ressourcen geführt. Die „Wahrheiten“ dienen bestenfalls zur Begründung dieser Kriege und zur Motivation derer, die die Köpfe hinhalten
Postulieren heißt „unbewiesen als gegeben voraussetzen“. Das impliziert noch lange keine Lüge, sondern lediglich Unklarheit über den Wahrheitsgehalt einer Behauptung. „Entlarvbar“? Ein neues Wort der deutschen Sprache? Und der Rest soll wohl auf das „Paradoxon des Epimenides“ hinweisen, ist aber nur leeres Wortgeklingel.
Gegen ein Zitat von Lessing ist nichts einzuwenden und gibt natürlich jedem Artikel einen seriösen Anstrich. Auch Sie haben sich ja offensichtlich davon beeindrucken lassen. Nur was der Autor daraus macht, ist dann doch wieder sehr einseitig, aber er will ja dem Übeltäter im Augsburger Rathaus auf die Spur kommen:
Das wäre dann doch schon mal etwas, oder? Rechtsstaatlichkeit hat mit einem friedlichen Zusammenleben der Menschen ja auch einiges zu tun, oder?
Und damit liegt der Hase nun im Pfeffer: „Lediglich eine realpolitische Notlösung zur Einhegung der Gewalt“, „gerade einmal 62 Jahre“, zwei Generationen Frieden werden einfach mal so vom Tisch gewischt, weil danach wieder ein grausamer Krieg geführt wurde. Es steht nun einmal außer Frage, dass der Augsburger Religionsfrieden historisch mit den Regelungen des Westfälischen Friedens knapp hundert Jahre später in Zusammenhang steht. Darauf hat OB Gribl hingewiesen, nicht mehr und nicht weniger. Daraus den Vorwurf abzuleiten, Augsburg konstruiere sich seine Geschichte neu (Zagler), ist lächerlich. Da helfen auch die nachfolgenden Hinweise auf den ersten Weltkrieg, die Nazizeit und gar die Augsburger Rüstungsindustrie nicht weiter.
Ich nehme Ihnen nicht ab, dass Sie sich mit Soziologie oder Philosophie auch nur ansatzweise beschäftigt haben.
Es wird nicht so getan als ob Glaubwürdigkeit und Wahrheit dasselbe wären. Da hängen Sie sich ja nur an Radetzka an, wie überhaupt in den meisten Punkten. Man kann das genauso als 'sowohl als auch' lesen.
Entlarvbar ist etwas das entlarvt werden kann. Wenn man es nötig hat sich daran aufzuhängen, mangelt es offensichtlich an fundierten Kritikpunkten.
Gewagte Thesen sind nicht verboten. In der Religion geht es aber meiner Ansicht nach sehr oft um Wahrheiten.
Sie haben übersehen, dass die gepriesene Rechtsstaatlichkeit gleichzeitig wieder die Unterdrückung Andersgläubiger beinhaltete.
Ich finde den eingebauten Lessing schlüssig. Sie können das gerne anders sehen.
Ihr letzter Absatz: DAS ist genau die Frage, ob das historisch so unumstößlich ist. Oder ob der Religionsfrieden eben nicht ganz andere Auswirkungen hatte. Vllt. werden wir ja demnächst mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen so konfrontiert wie überrascht und dann ist es nix mehr mit seit 1555 bis heut unverbrüchlich, was eben so eh nicht stimmt. Es ist FALSCH. Es ist Schönfärberei. Hat man als Zuhörer so einer Laudation nicht ein Anrecht auf ein wenig WAHRHEIT?