03.08.2018, 11:39
(03.08.2018, 05:36)PuK schrieb: Ja, diese Aussage hätte Steinke sich sparen sollen.
Allerdings muss man, um das in die richtige historische Perspektive zu bekommen, auch noch etwas anderes sehen.
Die Nationalsozialisten hatten schon 1934 den Fahneneid geändert. Es hieß nun nicht mehr
sondern
1935 wurde dann noch "Oberster Befehlshaber" aus dem Oberbefehlshaber, aber das ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass die Offiziere um Stauffenberg und er selbst alle die Fassung von 1934 und später geschworen hatten. Sie waren also auf Adolf Hitler persönlich vereidigt.
Die Attentäter vom 20. Juli waren nicht Offiziere, die ihre Arbeit beim Militär als Job sahen, sondern es waren überwiegend Adelige und sie kamen aus Familien, in denen der Soldatenberuf Familientradition und Lebensaufgabe war; fast schon das einzige Ziel, das ein männlicher Spross einer solchen Familie haben konnte. Etwas anderes zu machen, wäre ihnen gar nicht in den Sinn gekommen und hätte auch ihrem Ansehen geschadet. Auf ihnen lastete also auch sozialer Druck, eine Militärkarriere zu machen.
Dementsprechend ernst nahmen sie den Eid und was dort genau drin stand. Eide wurden damals auch allgemein noch ernster genommen als heute, besonders in diesen Kreisen. Wenn man etwas geschworen hatte, musste man sich dann auch unter allen Umständen daran halten. Man war durch einen Eid gebunden; eigentlich war da kein Raum mehr für Entscheidungen, nur noch für die soldatische Pflicht und den Gehorsam gegenüber Hitler, auch wenn einen das das eigene Leben kostet. Und auch, wenn das weitere Hunderttausende oder Millionen sinnlos das Leben kostet. Denn was in diesem Krieg passierte, war ihnen von Berufs wegen natürlich klar, und dass er zu diesem Zeitpunkt bereits unumkehrbar verloren war.
Das ist so ungefähr der Kontext, in dem man das Attentat betrachten muss. Und deshalb gab es auch unter den Verschwörern selbst vorher ausgiebige und ernsthafte Diskussionen darüber, ob man jemanden umbringen darf, dem man unbedingten Gehorsam geschworen hat, oder ob das dann nicht Verrat sei und Leute, die so etwas tun, Verräter.
Das ist aber keine Rechtfertigung des Facebook-Posts von Steinke, sondern nur ein bisschen Hintergrund. Den kennt der Steinke wahrscheinlich gar nicht.
Hier habe ich einen Artikel aus dem SZ-Magazin des Jahres 2009. Der Artikel passt zu Deinen Ausführungen.
https://sz-magazin.sueddeutsche.de/gesch...icht-76041