Kommentare zum Sieg von Macron in der Vorwahl.
Außenminister Gabriel:
"Er war der einzige proeuropäische Kandidat, der sich nicht versteckt hat hinter den Vorurteilen gegenüber Europa".
Womit er wohl sagen will, dass Kritik an der derzeitigen EU suspekt oder nicht erwünscht oder unsachlich oder alles zusammen ist.
Gabriel ist übrigens Sozialdemokrat.
Schulz sprach von einem "Erfolg für das geeinte Europa". Klar, dass dem nichts anderes einfällt.
Der Kommentar "Vive le Dax!" von Stefan Stahl (AZ von heute) bringt es auf den irrlichternden Punkt:
Zitat:"Ein Jubelschrei scheint vor allem angemessen zu sein, da die Börsianer aus Freude (...) dem Dax Flügel verliehen haben. Die dahintersteckende Logik ist simpel: Nationalismus, Protektionismus, Anti-Europäertum und Euro-Feindlichkeit, also alles Ideologien von vorgestern, die Marine Le Pen verkörpert, sind Aktionären ein Graus (...)
Der Dax ist ein Europäer und kein vaterlandsloser Geselle. So viel Moral hätten ihm viele nicht zugetraut."
Interessant, was den Aktionären ein "Graus" ist. Was ist dann die Ideologie von heute, von morgen und von übermorgen, Herr Stahl?
Maximierung des Gewinns, am besten ohne irgendwelche gesetzlichen und geographischen Einschränkungen und Verbote? Der pure internationale Neoliberalismus also?
Noch einige Links und Zitate von den NachDenkSeiten:
Meister der Verdrängung
Zitat:Wenn an der Börse die Sektkorken knallen, muss die Fortsetzung der bisherigen Politik gesichert sein. Das ist eigentlich ganz einfach zu verstehen. Dennoch glauben viele, mit Emmanuel Macron beginne nun so etwas wie eine andere, mutmaßlich sozialere Politik. Vor allem die deutschen Sozialdemokraten blamieren sich mit ihrer Lobhudelei auf einen Kandidaten, der im Grunde für einen strammen Neoliberalismus und damit für die Fortsetzung der bisherigen Politik steht.
Man darf auch entsetzt darüber sein, wie gleichgültig und ignorant sich die Sozialdemokraten erneut gegenüber dem Abschneiden ihrer Brüder und Schwestern in einem europäischen Nachbarland geben. (…)
Dass es für die Sozialdemokraten noch tiefer gehen kann wenn sie sich vor dem Neoliberalismus verneigen, zeigt aber nicht nur die Präsidentschaftswahl in Frankreich, sondern auch die Parlamentswahl in den Niederlanden vor ein paar Wochen. (...) Die deutsche Sozialdemokratie jubelte aber auch damals, weil es ja gelang, einen zu großen Erfolg des Rechtsextremisten Geert Wilders zu verhindern. Die Sozialdemokraten bleiben damit Meister der Verdrängung und taub gegenüber dem Unbehagen der Menschen, die die Ergebnisse sozialdemokratischer Politik zunehmend skeptischer sehen.
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Und zu Macron selbst: [url=http://www.nachdenkseiten.de/?p=38004#h01]Macron und Arnault
Zitat:Bernard Arnault, 43 Milliarden Euro Vermögen
Der zehntreichste Mann der Welt, wie Pinault aus mittelständischen Verhältnissen zum Luxuszar mit LVMH (Louis Vuitton, Dior, Bulgari) aufgestiegen, gilt laut Presseberichten als Finanzier von Emmanuel Macron (...)
LVMH-Chef Renaud Dutreil begleitete Macron auch zum Start von „En Marche“. Für die Konservativen bedeutet Arnaults Abwendung einen herben Verlust.
Einst gehörte Bernard Arnault, der sich auch als Kunstmäzen mit eigenen Museen betätigt und das Wirtschaftsblatt „Les Echos“ verlegt, zu ihren Kreisen. Er war sogar Trauzeuge für Nicolas Sarkozys erste Ehe und Gast auf dessen Party zum Wahlsieg 2007. Später wurde Arnault zum Auslöser einer Debatte über Steuerflucht, als er 2012 die belgische Staatsbürgerschaft beantragte. Im Jahr darauf zog er das als „Geste meiner Verbundenheit zu Frankreich und meines Vertrauens in seine Zukunft“ zurück. Macron verspricht, auch Arnaults Steuern drastisch zu senken.
Warum Populisten derzeit so erfolgreich sind
Zitat:Warum haben Populisten in den letzten drei Jahren so viel Erfolg? Das analysieren in dem Band „Die große Regression“ 15 bekannte Intellektuelle. Primär machen sie dafür den Neoliberalismus verantwortlich, der viele Menschen wirtschaftlich abhängte. Sie fordern linke und liberale Parteien dazu auf, sich wieder stärker um die Benachteiligten zu kümmern.
Weitgehende Einigkeit der Beiträge von „Die große Regression“ besteht denn vor allem darin, dass in den letzten Jahrzehnten im Zuge der neoliberal gestalteten Globalisierung ärmere Teile der Bevölkerung weltweit (...) ökonomisch und sozial abgehängt wurden.
Fazit:
Egal ob in den Niederlanden, Frankreich oder dann im Herbst in Deutschland - es scheinen nur mehr Europa-Wahlen stattzufinden. Wahlen für den Fortbestand der EU, am besten in der derzeitigen Verfassung und auf der derzeitigen Finanz- und Gesellschaftsordnung. Der Neoliberalismus - auch wenn dieses Wort nur selten ausgesprochen wird - wird als absolut alternativlos gepredigt. Für alle Mitgliedsstaaten.
Rechte bis rechtsextreme Strömungen werden ausschließlich auf Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Nationalismus reduziert.
Dabei sind diese rechtsextremen Strömungen und Parteien in Europa und in den USA auch und nicht selten vor allem die Folgen einer gnadenlosen neoliberalen Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, die über mehr als 20 Jahre hinweg die wirtschaftliche Lage eines großen Teil der Bürger dieser Länder verschlechtert und oft sogar katastrophal verschlechtert hat.
Und warum sind das vor allem rechtsextreme Strömungen, die dagegen aufmucken?
Fragen Sie bitte bei den Sozialdemokraten der betroffenen Länder nach.