02.12.2016, 11:01
(02.12.2016, 08:41)Sophie schrieb: Und warum genau sollte man diese Vorfreude nicht haben?
Wünschst du jemand viel Glück, der sich in egoistischer Manier aus einem Gemeinschaftsprojekt verabschiedet, dich hängen lässt, dir damit die Sache erschwert und verteuert, weil er meint, alleine besser da zu stehen?
Wenn sich in einem Fußballclub, sportliche Leitung und Trainer zerstreiten und der Trainer nimmt die halbe Mannschaft mit zu einem neuen Club - warum dem dann gutes Gelingen wünschen?
So viel Edelmut muss nicht sein, wirkt aufgesetzt.
Wenn man zugibt, dass man den anderen ein Scheitern wünscht, ist das doch ziemlich ehrlich, oder?
Wenn jemand meint, sich ausklinken zu müssen und dies auch tut, ist dies zunächst mal zu respektieren. Egal, wie es zu diesem Austritt kam und welche Kräfte da eine Rolle spielten.
Wenn ein Trump zum amerikanischen Präsidenten gewählt wird, so ist das eine uramerikanische Angelegenheit und das sollte man ebenso respektieren, egal, wie man zu ihm steht (ich halte ihn menschlich für eine Mischung aus Kotzbrocken und Maulhelden). Es gibt wohl Gründe, die über die öffentlich diskutierten hinausgehen und tief in der amerikanischen Psyche wurzeln. Auch diese tieferen Gründe mögen uns nicht gefallen. Aber er ist nun mal gewählt und nun sollte man sich zunächst mal damit abfinden und abwarten, was geschieht.
Übrigens kommt so gut wie nichts von Ungefähr. Weder die Wahl Trumps noch das Erstarken der Rechten in etlichen EU-Ländern. Das ist kein plötzliches Erdbeben, da gingen schon etliche Erdstöße voraus, und das nicht erst seit zwei Jahren.
Folgen der Globalisierung für den Arbeitsmarkt, steigender Einfluss von Hochfinanz und Wirtschaftsorganisationen auf die Politik, Dauerkrise der EU, Geldpolitik der EU, u. a. die Nullzinspolitik, die es seit Jahren nicht mehr ermöglicht, Geld anzusparen, unorganisierte Flüchtlingspolitik, Zuspitzung des Konfliktes mit Russland usw.
So ... und dann kommt jeden Abend der Auftritt eines Users, der in einer Mischung aus Bockigkeit, Beleidigtsein und Vorfreude, ja Schadenfreude alles auflistet, was den Briten nach dem Brexit droht und den Amis nach der Wahl von Trump in den vergangenen Jahren.
Ein User, der noch zu Zeiten des AA-Forums die regelmäßig ausgegebenen "Deutschland geht es so gut wie noch nie"-Meldungen der Regierung und der Wirtschaft bejubelte, der stets selbst fragwürdige Maßnahmen und Entscheidungen der EU-Spitze verteidigte, der die Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik der Groko verteidigte (allerdings mit dem Deckmäntelchen, dass man die soziale Ungleichheit schon etwas bekämpfen müsse), der stets auf Seiten der Anti-Russland-Propagandisten stand usw.
Woher glaubt er, dass diese Unzufriedenheit der Menschen kommt? Ist das das Werk einiger begnadeter Populisten? Oder sucht sich da ein großes Unbehagen über diese obengenannten (und noch mehr) Zustände ein Ventil? Ein Ventil, weil viele Menschen nicht nur das Gefühl haben, sondern auch konkret merken, dass über ihre Köpfe, Bedürfnisse und Wünsche hinweg regiert wird. Denen man ein paar Almosen hinwirft, während anderen das Konto platzt.