Um mal wieder halbwegs zum Thema zu kommen:
Es urteilt sich leicht, dass Beteiligte die Unwahrheit gesprochen hätten und damit moralisch verwerflich gehandelt. Die Frage ist nur: Wer hat ab welchem Zeitpunkt ein Recht auf die Wahrheit?
Vertragsverhandlungen sind wie die Anbahnung dazu doch höchst vertrauliche Dinge, die keinen außer die Parteien etwas angeht, sei die Presse und die Öffentlichkeit auch noch so interessiert.
Wenn man sich letzte Woche im Doppelpass angeschaut hat, wie man den Sportdirektor von Leipzig unter Druck setzte, irgendwas zu dem Vertragsverhältnis von Hasenhüttl bzw. zum Verhältnis Rangnick/Hasenhüttl rauszulassen, dann konnte man nur angewidert sein. Natürlich ist die Zuschauerschaft neugierig, natürlich ist es Aufgabe der Medien, etwas 'herauszubringen' und genau so natürlich ist es, dass die Vereine, die Trainer, die Protagonisten den Teufel tun werden, etwas auszuplaudern. Immer und immer wieder dazu befragt und unter dem Zwang etwas antworten zu müssen, geben sie dann Sentenzen von sich, wie zuletzt eben Nico Kovac.
Was hätte er denn vor Ostern sagen sollen? Was bitte? Wenn mal jemand einen realistischen Vorschlag machen würde, wie ein Trainer, bei dessen Berater ein Verein vorstellig wird, dazu befragt 'seriös' und 'respektvoll' agieren soll. Natürlich hat er selbst kein Interesse daran, die Mannschaft, die er verantwortlich trainiert, in Unruhe zu versetzen, zu schwächen, sich ihr gegenüber erklären zu müssen. DAS ist nämlich seine allererste Pflicht - dem sensationsheischendne Publikum ist er nicht verpflichtet. Was zwischen Kovac und Bobic gesprochen wurde, geht genau so wenig jemand an, aber dass Bobic so ganz ahnungslos gewesen ist, wo er doch den künftigen Bayerntrainer schon gekannt haben will, das nimmt man ihm auch nicht ab.
Die Inquisition gestern vor dem Spiel durch Patrick Wasserzieher war das, was man den Bayern vorhielt: unprofessionell, respektlos, unverschämt. Erstaunlich gelassen und friedfertig hat Salihamidzic das an sich abperlen lassen. Am Ende ist er er vllt. doch gar keine so schlechte Besetzung für den Posten? Nicht so eloquent wie Sammer aber durchaus mit Wirken in die Mannschaft hinein und für den Verein. Jedenfalls dürfte die Verpflichtung Kovacs sein erster 'Coup' sein. Wenn sie erfolgreich sein wird, hat er sich als Sportdirektor behauptet, entgegen aller Häme und Vorurteile. Mal sehen.
Am darf gespannt sein ob Robben und Ribery das Angebot der Bayern annehmen. Das Problem, dass am Alternativen braucht, besteht aber weiterhin. Ob Coman auf der linken Seite die Lücke schließen bleibt abzuwarten.