06.01.2018, 17:44
(06.01.2018, 15:04)Klartexter schrieb: Was soll daran verkommen sein, PuK?
Die Verträge sind längst geschlossen worden und liegen nur wegen der Entwicklung in der Türkei auf Eis. Die Türkei braucht die Gerätschaften, also muss sie im Gegenzug auch etwas bieten, damit die Kuh vom Eis kommt. Ist doch ein altbekanntes Spiel.
Ob das Spiel altbekannt ist oder nicht, ist doch völlig egal.
Erstmal: Pacta sunt servanda. Das muss man sich halt vorher überlegen, mit wem man Geschäfte macht. Und man müsste mal ernsthaft überlegen, die Türkei aus der NATO zu schmeißen, weil das ja angeblich eine Wertegemeinschaft ist. Aber wenn man trotz allem entschieden hat, ihm Waffen zu verkaufen, dann muss man sie auch liefern, sofern er bezahlt. Alles andere ist weder seriöses Geschäftsgebaren noch verlässliche Politik. Aber man hat eben Angst, dass wenn man Tacheles mit ihm über die NATO-Mitgliedschaft redet, dass er sich dann mit Russland zusammentut.
Und jetzt wird dieser einzelne Typ da unten ausgelöst, der nach der ersten Festnahme nicht kapiert hat, dass der Boden in der Türkei zu heiß für ihn wird. Und von dem wir oben schon festgestellt haben, dass das möglicherweise einen Grund hat, dass sie ihn da unten festgesetzt haben. Und der Erdogan kriegt dafür Waffen. Der will diese Waffen doch nicht, um sie in Kasernen zu parken, polieren zu lassen und sonntags (oder freitags) mal einen Ausflug dorthin zu machen und sich die Dinger anzusehen.
Es ist moralisch verwerflich, einen Gefangenen loszueisen und seinen Schergen im Gegenzug einen Haufen Waffen in die Hände zu geben, mit denen dann noch viel mehr Leute unterdrückt werden.
Wir müssen weg von dieser verlogenen Politik, für die kein Mensch, der sich ein bisschen damit befasst, Verständnis haben kann. Und wir verbessern ja unsere Position auf lange Sicht nicht damit. Natürlich ist auch Erdogan lernfähig. Der lernt jedes Mal etwas. Er lernt etwas, wenn ihm Merkel eine Finanzspritze gibt, wenn er die Balkan-Route dicht macht. Er lernt wieder etwas, wenn er einen Schreiberling eine Weile einsperrt und dann dafür die begehrten Waffen doch bekommt. Was das langfristig aus unserer Verhandlungsposition gegenüber Erdogan macht, liegt ja wohl auf der Hand.
Ceterum censeo, dass man den Türken die EU-Mitgliedschaft beizeiten hätte geben sollen. Irgendwann Anfang oder Mitte der 90er wäre die Zeit dafür gar nicht so ungeeignet gewesen und wenn man sich ansieht, wer damals und seitdem noch dazugekommen ist, wär's auch egal. Das hat alles sowieso nicht mehr viel mit Europa zu tun im Osten und Südosten (man kann nur froh sein, dass südwestlich von Portugal nichts mehr ist, sonst hätte die EU sicher auch dorthin metastasiert). Dann wären dort einige Dinge anders gelaufen, meine ich.