(23.05.2017, 08:20)Klartexter schrieb: Als die DDR 1989 ihre Grenzen geöffnet hat, da bin ich im Frühjahr mit meinem Stand in Neustadt an der Orla gewesen. Mit einem Freund wollte ich morgens in einer Bäckerei Semmeln zum Frühstück holen. Als wir an der Reihe waren, da fragte uns die Verkäuferin, wo wir denn unseren Beutel haben. Da erst fiel uns auf, dass alle Kunden einen Stoffbeutel dabei hatten. Da wir keinen Beutel hatten, mussten wir die Semmeln lose zum Wohnmobil transportieren, eine Papiertüte gab es nämlich nicht. Seitdem habe ich immer eine Stofftasche einstecken, die passt auch in eine Hosentasche.
Bei REWE gibt es übrigens auch feste Tragetaschen aus Polyester, man muss nicht unbedingt die Papiertaschen nehmen.
Ah ja, die DDR-Mangelwirtschaft als rühmliches Vorbild.
Kann doch jeder eine Stofftasche in der Hosentasche spazieren tragen, dem das taugt und der meint, damit was für die Umwelt zu tun und sich sein schlechtes Gewissen, das er hinsichtlich seiner Flugreisen und der damit verbundenen bedenklichen CO2-Bilanz haben müsste, abzumildern.
Mir geht es darum, dass ein Lebensmittelmarkt meint, mir vorschreiben zu können, in was ich meine Einkäufe packe. Ja, klar, ich muss dort nicht einkaufen. Nur wenn ich es seit Jahrzehnten tue (was bei REWE nicht der Fall ist und LIDL erdreistet sich GsD noch nicht) dann ist das schon ärgerlich.
Auch in den Bekleidungsgeschäften. Früher bekam man automatisch seine erworbene Ware in eine Tüte verpackt. Da diese nun was kostet, wird gefragt, ob man eine möchte. Soweit noch okay. Aber vielerorts geschieht nicht mal mehr das. Die lassen die Blusen, T-Shirts, Sportschuhe einfach vor einem auf dem Tresen liegen und glotzen einen an. Wenn noch eine Schlange hinter einem steht gerne mit ungeduldiger Gestik, jetzt machen Sie mal. Fragt man dann nach einer Tüte, ist man unwirsch, weil man ja angehalten wurde, möglichst wenig Tüten... und weil man nun einen Service - nämlich die verkaufte Ware in eine Tüte zu verstauen - den man früher ganz selbstverständlich leistete auf einmal als eine Zumutung empfindet. Wenn sie einem nicht nur die Tüte hinlegen. Nicht erst einmal so erlebt.
Sollten die Discounter auch auf diesen faulen Zauber einsteigen, werden wir hübsch bedruckte oder nach eigenem Motiv gestaltete kaufen. Im Auto liegt dann immer ein halbes Dutzend parat. Dann habe ich zwar immer noch keine Tüte dabei, wenn ich mal spontan was brauche, wenn ich zu Fuß ode rmit dem Rad unterwegs bin, aber immerhin.