23.02.2019, 12:21
(22.02.2019, 12:12)Klartexter schrieb:(...) und ich frage mich in dem Zusammenhang nur eines: Warnstreiks finden ja auch während der regulären Arbeitszeit statt. Warum fordert eigentlich niemand wie bei den Schülern, dass man diese Demos in der Freizeit macht?
Vielleicht, weil es sich um eine "Arbeitskampf"-Maßnahme handelt? Es geht dabei doch darum, dass die gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer den Arbeitgebern anschaulich zeigen, dass sie ihnen wehtun können, wenn sie einen richtigen Streik durchführen.
Da stehen sich also wie in einem Krieg zwei Fronten gegenüber, zwischen denen ein Konflikt um die Höhe der Bezahlung, die Arbeitsbedingungen oder beides herrscht. Der Arbeitgeber ist also durchaus der richtige Adressat für einen Warnstreik. Und es liegt nun mal im Wesen eines Streiks, auch eines Warnstreiks, dass der Streikende nicht arbeitet, wenn er es eigentlich müsste. Ein Streik am freien Tag würde den Arbeitgeber nicht nur nicht interessieren, weil die Arbeitnehmer da ja sowieso nicht zur Arbeit kommen würden, es wäre auch gar kein Streik.
Und u.a. deshalb sind ja auch Generalstreiks bei uns verboten, weil diese eben nicht das Arbeitgeber-/Arbeitnehmerverhältnis betreffen, sondern aus anderen Gründen ausgerufen werden, die die Arbeitsbedingungen nicht oder allenfalls indirekt betreffen. (Ob das im Ergebnis gut ist, dass in Deutschland nicht generalgestreikt werden darf, steht wieder auf einem anderen Blatt. So ein Generalstreik ist jedenfalls ein sehr effektives Mittel, um den Regierenden Feuer unterm hintern zu machen. Denn in einem Land, in dem gar nichts mehr geht, gibt es auch nicht mehr allzuviel zu regieren.)
Die Schüler protestieren aber nicht gegen die Schule oder die Schulpflicht, dann wäre ein Wegbleiben vom Unterricht u.U. diskutabel, sondern ihr Anliegen ist ein schulfremdes. Für schulfremde Angelegenheiten gibt es eine ziemlich großzügig bemessene Freizeit (soweit es sich nicht um Ganztagsschulen handelt, die Nachmittage und natürlich die Wochenenden). Der private Klavierunterricht oder das Fußballtraining finden ja auch am Nachmittag statt.
Die Schüler haben natürlich auch insofern Glück, als sie sich ein Thema ausgesucht haben, zu dem es derzeit nur eine politisch korrekte Meinung geben kann und zudem noch auf der "richtigen" Seite stehen. Ginge es um etwas anderes (fast egal, worum), würden die Reaktionen und Konsequenzen vermutlich weitaus schärfer ausfallen.