19.05.2018, 09:47
(19.05.2018, 08:35)leopold schrieb: Sie wissen nicht, warum Ihr Vater nicht über seine Erlebnisse sprechen wollte. Mein Großvater väterlicherseits ist in Russland als Bataillonskommandeur in Russland verschwunden, niemand weiß, was aus ihm geworden ist. Der andere Großvater wurde bereits im ersten Weltkrieg so verletzt (Bein, Kampfgas), das er nicht mehr einsatzfähig war und bereits Anfang der 50er Jahre starb. Was die erlebt oder gemacht haben, weiß ich nicht. Ich habe sie nicht kennengelernt. Aber selbst wenn sie Widerstandskämpfer gewesen wären, würde ich mich als deren Nachfahre in der Pflicht sehen, dass sich nie wiederholt, was die Nazis in unserem Land und der restlichen Welt angerichtet haben. Leider ist es doch so, dass man bei Gesprächen mit Menschen, die in der Nazizeit geboren wurden, immer wieder einen latenten Antisemitismus entdeckt. Von Hanitzsch hätte ich erwartet, dass er diesbezüglich etwas sensibler ist. Bedrückend ist allerdings, dass er seinen Fehler offensichtlich immer noch nicht einsieht.
Der Fehler liegt nicht bei Hanitzsch, sondern bei denen, die ihm Antisemitismus unterjubeln wollen, und obwohl die meisten es mittlerweile als reichlich deplatzierte Überreaktion eingesehen haben, wollen sie es sich auf keinen Fall eingestehen. Deswegen erwarten sie ein Schuldbekenntnis von Hanitzsch. Um recht zu haben.
Erinnerungskultur an die Schrecken der Nazizeit - auf jeden Fall und nicht zu kurz.
Hypermoralische Gesinnungsschnüffelei - auf keinen Fall.
Immerwährende Selbstkasteiung um jeden Preis - auf keinen Fall.