09.04.2018, 20:35
(09.04.2018, 19:47)leopold schrieb: Seine Bevölkerung lebt mental mehrheitlich in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die Ungarn wollen die Freizügigkeit in Europa zur Mehrung ihres Wohlstands nutzen und die Strukturhilfen der Partnerländer nehmen sie auch gerne. Die daraus resultierenden Verpflichtungen wollen sie sich aber lieber ersparen. Eine solche Einbahnstraße funktioniert nicht auf Dauer, das werden sie irgendwann schmerzlich erfahren.
Es gibt eine Menge berechtigter Kritik an Orban, inklusive das, was Sie angeführt haben.
Aber man sollte bei aller berechtigten Kritik nicht vergessen, dass Ungarn als betroffenes Land ein Islam-Trauma hat (Deutschland hat als verursachendes Land das Holocaust-Trauma). Ungarn war ca. 200 Jahre lang, von 1526 bis 1720, in großen Teilen von den Türken besetzt.
Zitat:1526, nach der Schlacht bei Mohács, begannen die Türken mit der Besetzung und äußerlichen islamischen Transformation Ungarns. Ab 1541 hatten die Eroberer die direkte Gewalt über Mittelungarn. Sie installierten fünf Paschas mit jeweils einem Amtsbezirk (Paschaliks) unter der Kontrolle des Belerbeg, dem in Buda sitzenden Pascha. Die Verwaltung der Besatzungsmacht blieb für die Bewohner trotz relativer nationaler und religiöser Freiheit ein Fremdkörper,[8] zumal die während des Krieges erhalten gebliebenen größeren und bedeutenderen Kirchen des Landes entweder zerstört oder den Christen weggenommen wurden, um sie in Moscheen umzuwandeln.[9][10] Dabei erhielten die nun ihrer Glocken beraubten Türme einen hölzernen Kragen, von dem aus der Muezzin zum Gebet rief.[11] Anderenorts wurden Moscheen auch als Neubauten errichtet.Quelle: Islam in Ungarn
Die Bilanz der türkischen Fremdherrschaft war für Ungarn verheerend. Die einst reichsten Gebiete in Südungarn sowie die zentrale Tiefebene war weitflächig verwüstet und die Bevölkerung schon Mitte des 16. Jahrhunderts ausgelöscht. Vor der Schlacht bei Mohács stellten die ungarnstämmigen Bewohner rund 75 bis 80 Prozent der auf 3,5 bis 4 Millionen Menschen geschätzten Gesamtbevölkerung, die um 1600 auf nur noch 2,5 Millionen gesunken war. Nach dem Rückzug der Türken um 1720 hatte das Land erstmals seinen spätmittelalterlichen Stand wieder erreicht.[12] Die Magyaren litten nicht nur unter den schweren Kämpfen, sondern wurden auch als begehrte Sklaven in den Orient verkauft.[13]
Und jetzt bitte nicht ein abwimmelndes Ja-Aber. So etwas sitzt ähnlich tief wie der Holocaust.