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Die (neue) Rechte in Deutschland
#1

In der aktuellen Ausgabe der SZ findet sich eine lesenswerte Dokumentation über die (neue) Rechte in Deutschland und ihre Strategie. Die Doku ist im Netz nicht frei verfügbar, aber die kostenlose Anmeldung für zwei Wochen lohnt sich für Interessierte allemal. Hier einige Auszüge:


Zitat:Was sind das für Leute? Auf ihrer Website bekommt man Fotos von Bergen zu sehen und Gedichte von Rilke und Nietzsche zu lesen. Der europaweite Sprecher der "Identitären Bewegung", Martin Sellner, 28, zeigt auf seinem Youtube-Kanal einen Film, in dem er im Wald Hofmannsthal rezitiert. Wer Sellner lauscht, merkt bald, dass es ihm um den Abwehrkampf gegen den "großen Austausch" geht, der angeblich so aussieht: Ureinwohner raus, gebärfreudige Muslime rein.
(...)
Fremdenfeinde im Land wittern schon seit einiger Zeit Morgenluft, und, keine Frage, das liegt nicht zuerst an ihnen selbst, sondern an einem äußeren Anlass. Deutschland hat eine historische Rekordzahl von Flüchtlingen aufgenommen, so ist die Angst vor dem Fremden, Kernthema der Rechten, zu einem Thema für viele geworden. Aber es hat auch einiger taktischer Schläue bedurft, um aus dieser Chance politisches Kapital zu schlagen, so wie es den Identitären und der AfD derzeit gelingt. Den alten Rechten à la NPD fehlte diese Schläue. Gerade aus der NPD, die pleite ist und ihren letzten Landtagssitz verloren hat, gucken jetzt viele Jüngere interessiert hinüber, wie man das wohl macht: mit den alten Ideen neuen Erfolg zu haben.

Die Outfits der Rechten in Deutschland sind verwirrend geworden: weltläufig und modern. Bei Demonstrationen wie von Pegida  schwenken sie keine Reichskriegsflaggen mehr wie bei der NPD, sondern das schwarz-rot-goldene Philippuskreuz des Hitler-Gegners und Stauffenberg-Mitverschwörers Josef Wirmer. Sie reden auch nicht mehr von Erbfeind und Oder-Neiße-Grenze. Die Schlagworte heißen Abendland und Europa, das erleichtert es auch, sich mit französischen oder ungarischen Gesinnungsgenossen zusammenzutun. Selbst die harte Neonazi-Szene hat dazugelernt und Springerstiefel und Bomberjacken abgelegt. Man bemüht sich um ein gefälligeres Erscheinungsbild, lässig mit schwarzem Kapuzenpullover und Sneakers.

Das fällt auch in der Sprache auf. Es gibt die Theorie: Wenn nur ein Prozent der Bevölkerung auf die Straße geht, genügt das schon für eine Revolution. "Ein Prozent für unser Land" (nicht: für Deutschland), das ist der betont dezente Slogan, unter dem derzeit zwei Köpfe der deutschen Fremdenfeinde gegen Flüchtlinge mobilisieren, der Chefredakteur des Pegida-nahen Magazins Compact, Jürgen Elsässer, und der Leiter der neurechten Talentschmiede "Institut für Staatspolitik", Götz Kubitschek. Es ist ein Slogan, so glatt, dass er NPDlern oder Republikanern im Traum nicht eingefallen wäre. #

Viel wirkmächtiger sind deshalb jene Rechten, die es verstehen, sich am Riemen zu reißen, was die Darbietungsform ihrer Agitation angeht. Martin Sellner verkehrte als Jugendlicher in Neonazi-Kreisen, so wie auch der Rostocker Daniel Fiß, 24, der die Jugendorganisation der NPD verlassen und es zum Chef der Identitären in Mecklenburg-Vorpommern gebracht hat. Früher haben sie Hetzparolen gerufen, heute sind sie dafür zu clever. Nicht einmal von Rassen sprechen sie noch. Sondern von "Identitäten". Diese seien aber, eben doch, ein "Erbe".

Die geschickte neue Publikumsansprache ist die Quintessenz dessen, was die neue Rechte in Deutschland von der alten unterscheidet. Für alle, denen an der Verteidigung demokratischer Errungenschaften liegt, bedeutet das, dass sie sich nicht mehr auf eingeübte Abwehrreflexe verlassen dürfen. Sie müssen stärker mitdenken und genauer hinhören, als das früher nötig gewesen wäre.

In der neuen Rechten gibt es zum Beispiel keine Rassisten. Nur noch "Ethnopluralisten". Dieses Wort hat Alain de Benoist geprägt, ein Vordenker der französischen Nouvelle Droite. Der Grundgedanke lautet, dass jede Ethnie den gleichen Respekt verdient - auf ihrem "geschichtlich gewachsenen Gebiet". In einem Manifest der Identitären heißt es: "Wir lehnen den westlich-liberalen Universalismus mit seiner Globalisierung genauso ab wie andere Utopien, die dem Rest der Welt ihr Lebenskonzept aufzwingen und Traditionslinien zerstören." Sinngemäß findet sich das auch im Parteiprogramm der AfD. Das Ganze klingt nicht nur gebildet (das Wort Ethnopluralismus verbindet Griechisch und Latein), sondern sogar nach einer Gerechtigkeitsidee.

Aber die Grundannahme dahinter ist so falsch wie seit Jahrhunderten. Dass es klare Grenzen gebe zwischen naturgegebenen Völkern, ist wissenschaftlich falsch, in den meisten Teilen der Welt und ganz gewiss in Europa. Die unsichtbaren Bande, die aus Leuten ein "Volk" macht, ist kein Chromosom, sondern eine Idee; historisch wandelbar, nie widerspruchsfrei und nicht unvereinbar mit anderen Ideen. Die Vorstellung, dass es da einen Normalzustand von Reinheit gebe, ist eine Vorstellung typischerweise von Leuten, die selbst nie migrieren mussten - und die dies in Ermangelung anderer Quellen von Selbstwertgefühl philosophisch adeln. Eine Denkweise, deren erste Opfer stets Minderheiten und sehr oft Juden waren.

Hipster und Hetzer  
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Die (neue) Rechte in Deutschland - von leopold - 26.03.2017, 18:04
RE: Die (neue) Rechte in Deutschland - von bbuchsky - 27.03.2017, 10:28
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