28.01.2019, 19:58
Ein Paradebeispiel dafür, wie mit geschickter Pressearbeit und der Bild-Zeitung die Wahrheit zumindest vorübergehend auf den Kopf gestellt werden kann. Bleibt zu hoffen, dass sich wenigstens die Gerichte nicht von dem Getöse der Lobbyisten beeindrucken lassen:
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Zitat:Das, was gerade passiere, sei „wie ein Panzer, der durch ein Orchideen-Beet rollt und dort dann noch einmal wendet“, sagt Professor Christian Witt, Lungenspezialist und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP). Jahrelange Forschungsarbeit werde da niedergewalzt.
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Lungenspezialist Witt kennt viele der Unterzeichner der umstrittenen Stellungnahme gut, noch besser kennt er den Initiator des Schreibens Professor Dieter Köhler, Lungenarzt im Ruhestand und spätestens seit vergangenem Donnerstag Anwalt derjenigen, die Grenzwerte für Stickoxide schon immer für eine Schikane der Politik ohne wissenschaftliche Grundlage halten. Witt sagt, er habe Köhler persönlich viel zu verdanken. Er möchte nicht schlecht über den Kollegen sprechen. Aber was gerade geschehe, sei beschämend für den gesamten Berufsstand der Lungenärzte.
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Die sind jedoch aus Sicht der meisten Wissenschaftler eindeutig. So heißt es in der offiziellen Stellungnahme der DGP, die bereits im November veröffentlicht worden war: Studien zeigen, dass Feinstaub, Stickoxide und andere Schmutzpartikel nicht nur der Lunge schaden – auch für Herzinfarkt und Schlaganfall, Diabetes Typ 2 und Schwangerschaftsdiabetes, Demenz und weitere Erkrankungen haben Wissenschaftler einen Zusammenhang mit Luftschadstoffen entdeckt.
Auch das „International Forum of Respiratory Societies“, ein weltweiter Zusammenschluss der führenden Gesellschaften für Lungengesundheit mit mehr als 70.000 Mitgliedern, wehrt sich nun in einem Schreiben, aus dem die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ zitiert, gegen die Äußerungen der Grenzwertkritiker um Köhler. Schädliche Auswirkungen bestünden sogar unterhalb der derzeitigen Grenzwerte, schreiben die Autoren.
Und laut einer Umfrage des Bundesverbands der Lungenärzte sehen mehr als drei Viertel der antwortenden Mitglieder in Stickoxiden einen Referenzwert für schlechte Luft, der stellvertretend auch für die übrigen, oft wesentlich gefährlicheren Schadstoffe stehe. Doch ob diese Stimmen in der Debatte Gehör finden, ist ungewiss. Dieter Köhler jedenfalls hat eine Einladung ins EU-Parlament erhalten.
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