19.01.2019, 16:34
(19.01.2019, 15:48)EvaLuna schrieb: Der durchschnittliche Zahlbetrag für die Arbeitslosenhilfe betrug Anfang der 2000er Jahre ca. 500 Euro mtl. + evtl. Wohngeld (keine volle Mietübernahme!).
Meinen Sie wirklich die Mehrheit der Betroffenen konnte damit gut leben? Ihr Beispiel mit dem 50-jährigen Ingenieur ist die absolute Ausnahme. Auch wenn dieser 2500 Euro mtl. netto verdient hat, war es nicht leicht mit 1250 Euro viele Jahre lang bis zur Rente zurecht zu kommen. Übrigens gab es auch bei der ALHi eine Höchstgrenze.
Außerdem wurde das Partnereinkommen und natürlich das Vermögen (!) zum Großteil mit angerechnet und Nebenverdienste waren mit 160 € anrechnungsfrei.
Die 21 Mrd. Kosten bzw. 25 Mrd. (s. unten) im Jahr 2000 waren noch DM! Ganz klar ist, dass es keinerlei Ersparnis gab durch die Umstellung, im Gegenteil, die Kosten sind insgesamt heute weit höher, auch unter Einbeziehung der ehemaligen erwerbsfähigen Sozialehilfeempfänger. Das waren nämlich nur 700.000.
Hintergrund
Es gibt kaum "gute" Argumente, warum die Umstellung 2004 so absolut notwendig war. Die Betreuung der Langzeitarbeitslosen ist ja auch nicht besser geworden und nur ein Bruchteil hat es auf den ersten Arbeitsmarkt geschafft.
Das größte Übel war ja die radikale zeitliche Kürzung vom Arbeitslosengeld von max. 32 Monaten (gemessen an der Beitragsdauer) auf 12 Monate. Also nach einem Jahr der große Absturz auf ca. 800 Euro inkl. Miete zum damaligen Zeitpunkt, egal was man vorher verdient hatte oder wie lange man gearbeitet hatte.
Erst später erfolgte eine höhere Bezugsdauer für Ü50.
Das hat sehr viele Menschen in die Armut gestürzt und Ängste geschürt - bis heute - und ist mit ein Hauptgrund für die Wut und Unzufriedenheit.
Ich kenne in meinem Umfeld keine (ehemaligen) Sozialdemokraten mehr, die das nicht eingesehen haben.
Ab 2004 hat die SPD die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. Deutlicher geht es nicht mehr.
Irgendwie widerspricht sich Ihre Analyse Wenn durch die Zusammenführung der Systeme kein Geld eingespart werden konnte, sondern sogar mehr ausgezahlt werden musste, müssten die Betroffenen insgesamt doch profitiert haben, oder? Es gab sicher Verlierer und Gewinner des Systemwechsels, aber für alle vor allem einen erhöhten Anreiz, schnell wieder Arbeit aufzunehmen, wenn diese verloren ging. Das hat offensichtlich funktioniert.
Wir sollten nicht die alten Schlachten schlagen, sondern lieber daran arbeiten, das derzeitige System da zu verbessern, wo es notwendig ist.