11.08.2018, 17:46
(11.08.2018, 12:36)Klartexter schrieb: Oskar Lafontaine: Auf zum letzten Gefecht!
https://www.augsburger-allgemeine.de/pol...00506.html
Danke für den Hinweis, Klartexter.
Zum Kommentar von Herrn Stifter.
Hat von 2005/06 Volontariat bei der GH-Journalistenschule gemacht, kann also noch nicht so alt sein, um die Vorgeschichte und das ganze Drumherum um Lafontaines Rücktritt als Bundesfinanzminister in 1999 so wirklich mitbekommen zu haben. Da muss man sich halt auf Geschriebenes oder auf Aussagen von Zeitzeugen verlassen (die natürlich meist parteiisch sind).
Sonst hätte er so etwas wie das Folgende nicht geschrieben:
Zitat:Man darf diesem Mann durchaus abnehmen, dass es ihm tatsächlich um Gerechtigkeit geht. Schon in der SPD – deren Vorsitz er stets angestrebt hatte, bevor er ihn achtlos wegwarf – kämpft der Politiker leidenschaftlich für die einfachen Leute. Doch zugleich sucht er immer die Bühne, das Rampenlicht, die Macht. Der Sohn eines Bäckermeisters und einer Sekretärin hat keine Lust auf die zweite Reihe. Es geht ihm schon auch um Gerechtigkeit für sich selbst.
7093 Tage ist es her, dass Lafontaine sich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ins Auto gesetzt hat und Bonn in Richtung Saarland verließ. Nach monatelangen Querelen in der rot-grünen Bundesregierung tritt er als Finanzminister und SPD-Chef zurück. Es ist eine Entscheidung, die ihn bis heute nicht loslässt. Anstatt seine Partei von innen heraus zu verändern, überlässt er sie ausgerechnet jenem Mann, dessen Kurs er für grundfalsch hält: Kanzler Gerhard Schröder, Spitzname „Genosse der Bosse“.
Lafontaine hat nicht "achtlos weggeworfen" und die SPD nicht Schröder einfach "überlassen", obwohl er dessen Kurs für falsch hielt, sondern es standen sich Ober (Kanzler Schröder) und Unter (Lafontaine) gegenüber, und zwar unversöhnlich. Schröder hat ihm die Pistole auf die Brust gesetzt. Und Lafontaine hat die Konsequenzen gezogen.
Nicht mal eine Woche nach seinem Rücktritt im März 1999 hätte es einen weiteren Grund gegeben, den Rücktritt zu vollziehen: die Bombardierung Serbiens durch die NATO, also der Beginn des Kosovokrieges. Wahrscheinlich wusste Lafontaine ja schon davon und zum sozialpolitischen Streit mit Schröder kam auch noch der Streit beider über das militärische Eingreifen im Kosovo dazu.
Zudem sollte man nicht vergessen, das Lafontaine durch die Nachwirkungen des Messerattentats im Wahlkampf 1990 noch psychisch angeschlagen war.