09.06.2018, 20:32
(09.06.2018, 18:06)Serge schrieb: Welche Männerphantasie?
Sind Sie kein Mann mit Phantasie(n)? Oder nur (natürlich!) mit sauberen und politisch korrekten?
Edgar Selge war da mutiger. Er hat es - das Buch - vorher gelesen (und auswendig gelernt).
Lesen bildet. Vor allem Romane.
PS: "angesichts des Autors" ...
Ich fand den Film auch eher missglückt, Phantasien hin oder her.
Statt einer Reflexion über politische Veränderungen, die sich aus der Ankündigung ergaben
Zitat:Paris 2022. François ist Literaturwissenschaftler und Trinker. Seine Beziehungen sind auf ein Jahr befristet, sein Leben ist ausreichend glücklich. Bis der muslimische Politiker Mohamed Ben Abbes in Frankreich Staatspräsident wird.
(Hervorhebung von mir.)
macht er die ganze Zeit weiter wie zuvor. Säuft, ist weiter promiskuitiv. Die männlichen "Aufpasser" seiner Studentinnen bleiben brav vor der geschlossenen Tür des Hörsaals, er hat also auch keine Probleme mit Moslems. Wir sehen und hören lediglich eine Nabelschau des Charakter des François und akustischen Porno. Ein Charakter, der aus billigen Versatzstücken zusammengebastelt ist (Akademiker + Alkoholiker + promiskuitiv). So ähnlich wie bei einem Krimiautor, der seinen Ermittler an einer unheilbaren, tödlichen Krankheit leiden lässt. Daraus ergibt sich dann die Chance, den Ermittler auch zu unorthodoxen Methoden greifen lassen zu können, weil er ja eh nichts mehr zu verlieren hat.
Sobald man das also erkannt hat, dass François eigentlich herzlich uninteressant ist, weil nur aus Klischees zusammengesetzt, wird es uninteressant.
Spätestens nach einer halben Stunde hätte das auf die politische, kulturelle und soziologische Ebene springen müssen. François konvertiert dann am Ende reichlich unmotiviert zum Islam, offensichtlich hauptsächlich deshalb, weil ihm ein Moslem eine gute Flasche Wein spendiert hat und ihm dazu sein kleines Büchlein über den Islam schenkte.
Die Chance, die sich ergeben hätte, wurde mindestens beim Charakter François verpasst, und viel mehr wichtige Leute kommen ja nicht in dem Film nicht vor.
Man hätte auf den Einfluss einer solchen Regierung auf den Alltag ganz normaler Menschen eingehen müssen. Dazu hat es aber nicht gereicht. Vielleicht, weil es Houellebecq offenbar nicht möglich ist, Charaktere zu formen, die jenseits des Baukastens angesiedelt sind. Ich habe den Roman nicht gelesen und werde das auch nicht tun. Vielleicht lag es ja auch an der ARD, die das Ganze auf den François reduzierte. Man darf ja den Zuschauer zur Prime Time nicht überfordern und billiger ist so eine Inszenierung mit spartanischer Deko auch.
Disclaimer: Ich habe den Roman nicht gelesen; ich weiß also nicht, wer das genau verbockt hat. Der Autor, die ARD oder das "nach der Inszenierung von Karin Beier" im Vorspann. Ich kann dem Film jedenfalls niemandem empfehlen, außer Leuten, die sich auch an "Josefine Mutzenbacher oder Die Geschichte einer Wienerischen Dirne von ihr selbst erzählt" erfreuen würden. Ich setze aber trotzdem mal netterweise Links auf die Mediathek:
Webseite:
ARD-Mediathek
Film:
https://pdvideosdaserste-a.akamaihd.net/...1280-1.mp4
Download-URL:
Code:
https://pdvideosdaserste-a.akamaihd.net/int/2018/05/29/1b0dd613-3fbe-4e13-b8cd-fa2c1e399516/1280-1.mp4