11.11.2016, 23:38
(11.11.2016, 21:32)PuK schrieb: Welche andere Alternative hättest du denn für Enttäuschte? Wo sollen die ihr Kreuz machen bei der nächsten Wahl, deiner Meinung nach? Da, wo sie es schon immer gemacht haben? Damit alles so weitergeht wie bisher? Oder wie oder was?
Warum gab es z. B. in den 1980er Jahren keine Protestpartei wie die AfD, die auch nur annähernd so erfolgreich wie die AfD gewesen wäre? Ein Erklärungsversuch.
Es gab kein Hartz4 als Flächenphänomen, sondern ausreichend Sozialhilfe für einen sehr kleinen Teil der Bevölkerung, der aus verschiedenen Gründen seinen Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten konnte. Man bekam, sofern man wollte und eine halbwegs brauchbare Ausbildung hatte, problemlos Arbeit. Leiharbeit war unbekannt, die Renten ordentlich und vor allem sicher. Der Arbeitsmarkt und die Sozialsysteme in Europa standen nicht in Konkurrenz zueinander, Steueroasen konnte man durch entsprechende Zölle ausbremsen und Handelsdefizite durch Abwertung der Währung korrigieren. Rentner sah man im Bus oder im Cafe, nie aber auf der Suche nach Pfandflaschen. Das Wort "Tafel" kannte man nur im schulischen Kontext und nicht als Einrichtung vergleichbar der UNHCR, damit die Leute ausreichend mit Lebensmitteln versorgt werden konnten. Wenn man zur Wahl ging hatte man noch eine Wahl, Leute wie Schmidt, Wehner und Strauß standen für eine völlig unterschiedliche Politik, nichts war alternativlos und in Parlamentsdebatten ging es mitunter heißer her als in Streitgesprächen zwischen Trump und Clinton.
Jau, so gesehen verstehe ich auch nicht, warum so viele Leute Protest wählen...
Martin