11.11.2017, 16:43
(11.11.2017, 13:01)Radetzky schrieb:
Gegenreformation.
Ich habe Ihnen nun lange genug Zeit gelassen, Ihre Inkompetenz mit ein bisschen mehr Fleisch aufzufrischen - bzw. Ihr angelesenes Pseudowissen ein bisschen besser zu sortieren. Ist leider nicht geschehen.
Die Geschichte des Augsburger Friedensfestes geht auf den Westfälischen Friedensschluss zurück. Der Westfälische Frieden gab die religiöse und politische Gleichheit der Konfessionen vor. In Augsburg wie in 174 anderen Orten des Reiches wurden deshalb (von Protestanten initierte) Friedensfeste begangen. In Augsburg haben sich dieses Feste (8. August) erhalten und wiederholt. Das Datum des Festtags erinnert an das kaiserliche Restititionsedekt, das dafür sorgte, dass z.B. in Augsburg am 8. August 1629 alle evangelischen Prediger entlassen wurden.
Die freie Reichsstadt Augsburg nahm die neue konfesionelle Parität sehr genau: Bis zum Ende des Alten Reiches im Jahr 1806 wurden alle Ämter gleichberechtigt an Katholiken und Protestanten vergeben. An der Stadtspitze standen je ein katholischer und ein evangelischer Stadtpfleger. Alle Ämter wurden streng nach dem Prinzip der Gleichheit der Konfessionen verteilt – vom Geheimen Rat bis zu den Torwächtern. Die Doppelbesetzung oder abwechselnde Besetzung städtischer Ämter vermied zwar Konflikte, zementierte aber zugleich die Schranke zwischen den Konfessionen.
Abgrenzung im Alltag ergab sich auch durch die nur bedingt konfessionsneutralen Bildungseinrichtungen in der Reichsstadt. Selbst die "Augsburger Tracht" ließ die Konfession ihrer Träger erkennen. - Dass der bayerische Landtag den 8. August innerhalb der Augsburger Stadtgrenzen zu einem staatlichen Feiertag erklärte, ist ein Kuriosum, das aber nichts daran änderte, dass dieser staatlich verordnete Feiertag nur von der evangelischen Kirche gefeiert wurde. Erst 1984 wurde das Augsburger Hohe Friedensfest von der katholischen Kirche akzeptiert und mit aufgenommen in den christlichen Feiertagskanon.
Mit dem Augsburger Religionsfrieden verbindet das Augsburger Friedensfest nur ein dünnes Fädchen, also nichts, was der Rede wert wäre. Daran ändert sich auch dann nichts, wenn die Stadt sich in diesen Irrtum hineinsteigert (also zuletzt Kurt Gribl) und den Religionsfrieden von 1555 fälschlicherweise in Anspruch nimmt. Bernhard Schiller liegt mit seinem Aufsatz in der richtigen Spur.