08.11.2017, 19:49
(08.11.2017, 19:36)Sophie schrieb: Schön war der Capitol-Schriftzug an diesem Hause nie. Man war ihn halt gewohnt.
Das Haus sieht ohne diesen besser aus.
Nein. Aber er war so weit von der Giebelinschrift entfernt, dass man nicht beides gleichzeitig im Auge haben konnte. Und dann stören Unterschiede zwischen Schrifttypen auch nicht weiter, wenn man nicht beide gleichzeitig sieht.
Aber man bringt keine serifenlose Schrift in einen optischen Zusammenhang mit einem Font, der Handschrift imitiert. Es gibt einfach gewisse Übereinkünfte unter den Schriftsetzern. Gängig ist z.B., Überschriften serifenlos zu setzen, das wirkt plakativ, so wie der CAPITOL-Schriftzug. Wenn man z.B. ein Zeitungslayout macht, dann setzt man am ehesten die Überschrift in einer serifenlosen und den Fließtext in einer Serifenschrift (z.B. Arial für die Überschrift, Times New Roman für den Text). Texte lesen sich in Serifenschriften wie Times New Roman leichter als in serifenlosen Schriften. Man vermutet psychologisch, es liege daran, dass das Auge an den Serifen etwas zum "Festhalten" hat.
Aber Schreibschriften sollte man ähnlich vorsichtig einsetzen wie z.B. die Comic Sans. Die passen nämlich zu gar nichts. Die muss man isoliert verwenden, wenn man schon unbedingt meint, man müsse. Muss man nämlich eigentlich immer nicht.
Das, was sie jetzt einen "gangbaren Kompromiss" nennen, ist optisch und typographisch so ziemlich das Schlimmste, was man der Fassade antun kann.
Und ja, ich meine, dass Leuchtreklamen aus den 50ern und 60ern mindestens so erhaltenswert sind wie alte Bauernhöfe und sonstige Bruchbuden. Alte Bauernhöfe und Bruchbuden gibt's noch sehr viele. Die muss man nicht großartig schützen. Aber 99 % der alten Leuchtreklamen sind irgendwann im Müll gelandet.