18.10.2016, 18:42
(18.10.2016, 18:27)bbuchsky schrieb: Ich habe weder zum Lynchen aufgerufen, noch an der TED-Umfrage mitgewirkt.
Wenn du aber mit Lynchen anfängst, derjenige, der das Flugzeug zum Stadion hätte fliegen lassen, hätte statt der 182 Passagiere eben 70182 "gelyncht". Sicher ganz würdevoll.
Woraus entnimmst du, dass es mir darum ging, das Flugzeug ins Stadion fliegen zu lassen oder nicht? Meine Meinung dazu steht da oben nirgends.
Ich habe die rechtlichen Mängel des Stücks und des gestrigen Spektakels anhand von Fischers Beitrag aufgezeigt, und außerdem, dass der Abschuss, der ja eine Prämisse in dem Plot des Stücks/Films ist (der Abschuss ist bereits passiert, das Flugzeug ist nicht in das Stadion gestürzt, es geht nur noch um die juristischen Folgen für den eigenmächtigen Schützen), vermutlich in einem Freispruch vor Gericht enden würde, wofür die verfassungsmäßigen und rechtlichen Voraussetzungen längst vorliegen.
Wir diskutieren da also nicht, ob der Pilot hätte schießen sollen oder nicht, sondern ob er für den Schuss, der das Flugzeug zum Absturz gebracht hat, bestraft werden soll. Es wird also implizit vorausgesetzt, der Schuss sei moralisch richtig gewesen und die Rechtslage stünde einem deshalb zwingenden Freispruch entgegen. Was ganz einfach falsch ist.
In der Realität fehlte nur noch ein guter Anwalt als Verteidiger, und die Sache wäre geritzt für den Angeklagten. (Es könnte natürlich auch sein, dass der reiche Erbonkel des Angeklagten, der keine weiteren Verwandten hatte außer seinem Neffen, in dem Flugzeug saß. Dann könnte das Gericht zu einem anderen Ergebnis kommen. Dann wäre es keine Gewissensentscheidung, sondern evtl. Mord aus niederen Beweggründen gewesen.*)
Aber so, wie der Fall von von Schirach aufgebaut wurde, ist das Spielchen relativ sinnfrei und führt den juristisch eher wenig beschlagenen Durchschnitts-TV-Glotzer völlig in den Wald.
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* Edit:
Wobei das auch Blödsinn ist, fällt mir gerade nachträglich ein. Wenn der reiche Erbonkel an Bord wäre, würde sich doch der Pilot gerade dafür entscheiden, das Passagierflugzeug nicht abzuschießen. Dann könnte er sich hinterher sogar auf Gewissensgründe herausreden (er wollte die Passagiere und die Besatzung, darunter seinen geliebten Onkel, nicht "ermorden").
Hätte ihm auch jeder abgenommen, und er hätte sich dabei nicht dem Verdacht ausgesetzt, seinen Erbonkel absichtlich um die Ecke gebracht zu haben, denn das hätten ja wenig später die Terroristen sowieso erledigt. Es wäre niemandem möglich, das Gegenteil zu beweisen.
Wenn er die Rakete aber abschießt, muss der Staatsanwalt und auch wahrscheinlich das Gericht vermuten, er hätte eigentlich nur den Onkel abschießen wollen und dabei die anderen an Bord als "Kollateralschaden" in Kauf genommen.
Ergo: Der Plot ist von vorne bis hinten Bullshit. Es hilft nicht mal, wenn man einen imaginären Erbonkel hineinkonstruiert. Die Story funktioniert so ganz einfach nicht.