24.03.2017, 19:25
(24.03.2017, 13:50)Serge schrieb: Einige Gedanken zum Phänomen "Schulz".
Schulzens Wahlkampf hat typischen Event-Charakter. Er zielt vor allem auf die Jahrgänge bis 40 ab. Sprechchöre, inszenierter Jubel, ekstatisches oder scheinbar ekstatisches Feiern, sektenähnliche Hingabe und Verehrung - wie in den USA. Dazu grafisch zum Ansehlicheren hin verfremdete Kandidaten-Portraits. Der Entwurf eines Kandidaten, nicht er selbst. Das ist die Handschrift eines Think Tanks.
Man nehme einen Außenseiter, einen noch nicht verbrannten Kandidaten - man weiß viel zu wenig über ihn - und baue ihn als Leitfigur auf. Die vielen Parteientritte von Jüngeren zeigen, dass man damit richtig lag. Jetzt ist man bereits in der Phase, wo man gar nichts mehr über sein nicht so ganz astreines politisches Vorleben wissen will. Das würde nämlich den Spaß erheblich trüben. Nein, die Party muss weitergehen. Sonst müsste man verstärkt über Inhalte reden und wenn man schon mal so weit ist, dann steht auch immer die große Frage im Hintergrund, warum das mit der sozialen Gerechtigkeit den Sozis erst eingefallen ist, als Schulz in unserem Land erschien. Wobei dieser in seiner EU-Zeit ja so gar nicht den Eindruck erweckte, dass dies eines seiner Hauptthemen gewesen wäre. Wenn überhaupt ...
Fragt sich bloß, wie lange sich die Gaudi durchziehen lässt. Bis zur Wahl am 24. September ist es noch genau ein halbes Jahr. Kaum vorstellbar.
Sie haben es vielleicht noch nicht mitgekriegt: Ende Juni verabschiedet die SPD ihr Wahlprogramm für die Bundestagswahl. Ab diesem Zeitpunkt wird über Inhalte gesprochen - eigentlich Zeit genug. Man muss es nur wollen.
Bisher scheint mir die Wahlkampfstrategie von Schulz ziemlich professionell und modern zu sein. Mich wundert, dass sich einer wie Sie, der doch angeblich seine Linken in der Regierung sehen will, daran stört.