27.02.2017, 13:40
"Der Westen ist schuld an Putin, wie er jetzt ist "
Ein sehr lesenswertes Interview mit dem bekannten Fotografen Daniel Biskup aus Neusäß bei Augsburg, der Putin seit seinem Amtsantritt schon öfters besucht und fotografiert hat.
Ein sehr lesenswertes Interview mit dem bekannten Fotografen Daniel Biskup aus Neusäß bei Augsburg, der Putin seit seinem Amtsantritt schon öfters besucht und fotografiert hat.
Zitat:Welt am Sonntag: Aus dem offenen, zugewandten, neugierigen Putin ist ein egozentrierter Hardliner geworden: Was ist passiert?
Biskup: Ich denke, das hat was mit enttäuschter Liebe zu tun. Nach dem gesellschaftlichen Umwälzungen unter Gorbatschow und Jelzin Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre dachten viele Russen, der Westen würde ihr Land mit offenen Armen empfangen. De facto aber hat der Westen die Geschehnisse damals zu einer Art finalen Episode im Kampf der Systeme – Kommunismus gegen Kapitalismus – umgedeutet. Der Aufbruch, den die Russen sich selbst verordnet hatten, wurde als Sieg des Westens über den Osten interpretiert. Das haben die Russen gespürt. Das hat sie gekränkt. Denn sie wollten als Partner auf Augenhöhe behandelt werden.
Welt am Sonntag: Die Folgen spüren wir jetzt. Putins Außenminister Sergej Lawrow hat gerade auf der Münchner Sicherheitskonferenz für eine „postwestliche Weltordnung“ geworben.
Biskup: Das ist der Backlash, ja. Ein russischer Schriftsteller, den ich neulich getroffen habe, sagt: Der Westen ist schuld an Putin, wie er jetzt ist. Denn wir haben einfach nicht sensibel genug auf die Lage im Land reagiert.