08.02.2017, 21:31
(08.02.2017, 10:37)Serge schrieb: Entschuldige, wenn ich meine Gedanken zu Trump äußere und sie in einen von mir gedachten Zusammenhang stelle.
Mir geht es auch um Trump, sogar sehr, aber ich bin kein Abziehbildchen von euch.
Ich würde sagen, dass es nur gut ist, wenn die Welt und der Teil der Amerikaner, der sich darüber immer erhaben fühlte, dieses andere unsymphatische, großkotzige und hässliche Gesicht Amerikas kennenlernt und in der Gestalt des Präsidenten verkörpert sieht. Darüber liest man ja bei uns nicht so viel. Aber Amerka besteht halt nicht nur aus Künstlern, Intellektuellen, Uni-Professoren, freigeistigen Großunternemern, sondern auch aus erzkonservativen Hinterwäldlern und Kleinbürgern, skrupellosen Oligarchen, Rassisten usw.
Das wurde bisher kaum thematisiert, und wenn, nur am Rande, z.B. bei rassistischen Polizeieinsätzen, Amokläufen, wilden Schießereien, Attentaten. Die dunkle Seite, über die man nicht gerne spricht, vor allem nicht in den Kreisen der um sich selbst kreisenden ostamerikanischen Intelligentia.
Ich sehe das Phänomen Trump als eine Chance für Amerika, sich selbst zu "heilen", d.h. sich demokratisch und in sozialer Hinsicht neu zu justieren. Selbsterkenntnis als Weg zur positiven Veränderung.
Und für Europa sehe ich die Chance, sich freizuschwimmen, sich von der bedinglosen Gefolgschaft gegenüber den USA zu lösen und an Selbstwert und Selbstbewusstsein zu gewinnen.
Ich bin gegen Trump, ich bin für Kritik an Trump, aber ich bin gegen dieses unproduktive und oft niveaulose Dauertrommelfeuer von Medien, Gruppen und Einzelpersonen gegen Trump. Aus oben erläuterten Gründen.
Wer die USA kennt, dort war oder sich immer schon für dieses vielfältige und widersprüchliche Land interessiert hat, kennt auch das "hässliche" Gesicht, aber auch die andere Seite.
Ich war fast mein Leben lang eine Kritikerin der amerikanischen Politik, vor allem der Außenpolitik.
Und natürlich war ich auch kritisch was die Clintons, Bushs und Reagan betrifft.
Ist es denn für die USA und für den Rest der Welt jetzt notwendig, dass dieser Präsdident ein Chaos mit unabsehbaren Folgen verursacht, um die Chance auf einen Umschwung zu ermöglichen? Daran zweifle ich. So wird es nicht gelingen.
Ich weiß, ganz viele wünschen sich die Abrissbirne, wünschen sich sogar Krieg, damit alles auf 0 gesetzt wird, weil so vieles auf der Welt schief läuft. Das gilt auch für Europa. Während der Finanzkrise hatte ich auch mal solche Gedanken, also nicht Krieg, sondern Zusammenbruch der Systeme. Aber was würde das für die Mehrheit der Menschen bedeuten? Eher ungeheures Leid, Armut und Chaos und die "Elite" wäre immer noch fein raus. Das will ich nicht.
Auch aus Ihnen spricht irgendwie der Wunsch auf einen "Schnitt" und deshalb sind Sie ja wohl der Meinung, man solle Trump nur mal lassen, weil ja evtl. die Chance auf positive Veränderung besteht. Das wäre schön, aber leider völlig unrealistisch angesichts der verflochtenen Lage und Interessen auf der Welt.
Wir leben in sehr unruhigen Zeiten. Viele spüren eine Art Umbruchstimmung und hoffen auf Verbesserung. Aber das geht nicht mit solchen Egomanen wie Trump. Da brauchen wir kluge, weitsichtige Politiker, die ja leider sehr rar sind.
Aus dem Chaos neu geboren, nein, daran glaube ich nicht.
Deshalb ist jetzt Trommeln und Wachsamkeit angesagt. In 2 Jahren ist es vielleicht schon zu spät....